Wie immer holt mich mein Herr von der U-Bahn-Haltestelle ab. Schon bei der Einfahrt in die Station sehe ich ihn wartend an das Geländer gelehnt. Und als ich aussteige kommt er mir lächelnd entgegen. Seit Tagen habe ich mich auf diesen Moment gefreut.
Genau eine Stunde hat die Fahrt gedauert. Eine Stunde, um mich geistig und emotional auf ihn einzustellen. Mein alltägliches Ich so weit wie möglich hinter mir zu lassen und mich auf ihn, seine Eigenarten und seine Bedürfnisse zu fokussieren.
Seine Anordnung, ohne Unterwäsche zu erscheinen, war dabei von Anfang an immer eine große Hilfe. Das Gefühl von Jeans-Nähten auf blanker Scham und das leichte Reiben des Shirts auf meinen aufgerichteten Nippeln sind ungewohnt und erregend. Und die irrationale Annahme, jeder im Bus, auf dem Bahnhof und in der Bahn müsste sehen oder ahnen, dass ich keine Unterwäsche trage, sorgt für diesen ganz speziellen Gemütszustand… Eine gewisse Unsicherheit in einer eigentlich ganz alltäglichen Situation.
Aber heute ist es anders. Weil mein Herr es so will.
Es fühlt sich merkwürdig an, in seiner Gegenwart Slip und BH zu tragen. Irgendwie falsch. Ich weiß, wie sehr er meinen Busen mag. Jedes nicht absolut notwendige Stück Stoff zwischen ihm und dem, was er immer noch unverständlicherweise zu begehren scheint, gibt mir das Gefühl, ihn zu enttäuschen. Nicht jederzeit bereit für meinen Herrn zu sein, wie wir beide es wollen.
Gleichzeitig weiß ich dass er es liebt, die massiven Manschetten aus starkem, schwarzem Leder und glänzendem, silbernen Metall an meinen Handgelenken zu sehen. Deswegen verschafft es mir innere Befriedigung, heute für ihn, entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, in der Öffentlichkeit beide Fesseln zu tragen. Zwar sind die Ärmel meines Oberteils lang, aber wenn ich die Arme hebe, um mich fest zu halten oder mir das Haar aus dem Gesicht zu streichen, kann jeder die Armbänder sehen. Den Blicken, die mir dann zugeworfen werden, begegne ich mit Ruhe und Stolz.
Ja. Ich, eine moderne, emanzipierte, durchsetzungsfähige und gebildete Frau, bin stolz und glücklich, eine Sub zu sein und meinem Herrn auf diese Art und Weise dienen zu dürfen. Seit er in mein Leben getreten ist besitze ich ein bis dahin nie gekanntes Selbstbewusstsein. Und endlich wieder inneren Frieden.
Von dem Moment an, in dem ich aus dem Zug steige, bleiben mir etwa zehn Minuten, um mich wieder an seine Nähe zu gewöhnen. Mich auf diese merkwürdige Anziehungskraft einzustellen, die mich vom ersten Augenblick an in seinen Bann gezogen hat. Seine Größe neben mir, seinen Geruch, seine Stimme. Nebeneinander laufen wir zu seiner Wohnung. Ich sehne mich nach seiner Berührung, die mir Sicherheit gibt und von einem Augenblick zum anderen die Nervosität, die mich jedes Mal wieder überkommt, nimmt. Aber ich weiß, ich darf nicht.
Als wir vor dem Tor stehen, überkommt mich wieder dieses eigenartig angenehm-dunkle „Jetzt-gibt-es-kein-Zurück-mehr“-Gefühl. Ein paar Schritte und Stufen zur Haustür. Das Haus passt irgendwie zu ihm. Ein gediegenes Alcatraz. Mit jeder alten, knarrenden, aber sorgfältig auf Hochglanz polierten Holzstufe, die wir zu seiner Wohnung hinaufsteigen, beschleunigt sich mein Puls. Meine Knie und Hände beginnen leicht zu zittern, der Mund wird trocken. Was fatal ist, weil ich weiß, dass ich in den nächsten zwei bis drei Stunden nichts trinken werde. Und schon jetzt bin ich nicht mehr in der Lage, meinem Herrn in die Augen zu sehen. Noch dürfte ich. Aber ich kann einfach nicht. Er schließt auf und lässt mir wie immer den Vortritt. Bei vielen Männern würde das heutzutage aufgesetzt wirken. Nicht so bei ihm. Die alte Schule wirkt bei ihm ganz natürlich und vermittelt mir Respekt und Wertschätzung. Auch das gehört zu den Dingen, für die ich ihm dankbar bin.
Ich trete ein, stelle schnell meine Tasche ab, ziehe Jacke und Schuhe aus - und lausche auf das Geräusch der sich schließenden Wohnungstür. Denn gemäß seinen Anordnungen ist das mein Zeichen.
Sobald das Schloss klickt, beginne ich mich zu entkleiden. Ich weiß, wenn ich nicht schnell genug bin wird er verärgert sein. Gleichzeitig versuche ich, dabei einigermaßen anmutig auszusehen. Gar nicht so leicht, wenn man so weit von jeglicher Traumfigur entfernt ist wie ich. Schnellstmöglich entledige ich mich meiner Kleidung. Als ich den Slip ausziehe stelle ich ein bisschen peinlich berührt fest, dass dieser völlig durchgeweicht ist. Ganz offensichtlich bin ich schon wieder, wie so oft beim Gedanken an meinen Herrn und was er mit mir tut, nicht nur feucht, sondern total nass.
Wie gefordert nehme ich Position Nummer eins ein: stehend, die Beine gespreizt, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, die Ellbogen so weit wie möglich nach hinten, aufrechte Haltung, aber den Blick auf den Boden. Und harre der Dinge die da kommen.
Mein Herr hat mich die ganze Zeit schweigend beobachtet. Nun tritt er zu mir, fasst mir zwischen die Beine und versenkt seine Hand genießerisch in der warmen, glatten Feuchtigkeit. Ein tief gebrummtes „Hmmm…“ ist zu hören. Ich liebe es, wenn er dieses Geräusch macht und verkneife mir ein Lächeln. Dann zieht er seine Hand wieder weg. Und während ich noch darum kämpfe, mein Gleichgewicht nicht zu verlieren, sagt er irgendetwas, das ich wiedermal nicht verstehe. Das passiert mir öfter. Die Kombination aus meinem geistig leicht abwesenden Zustand, seinem schönen aber ungewohnten Dialekt und der geringen Lautstärke – welche ich normalerweise als extrem angenehm empfinde – sorgt manchmal dafür, dass ich seinen Worten nicht folgen kann. Das ist schwierig, weil nachfragen unangenehm ist und total die Stimmung killt, ich ihn aber auch nicht verärgern möchte, indem ich einer Anweisung nicht folge. Das Gesprochene von gerade eben klang vom Tonfall her aber nicht nach einem Befehl sondern mehr nach einer wohlwollenden Feststellung, also beschließe ich zu schweigen und einfach abzuwarten.
Mein Herr lässt mich im Flur stehen und geht ins Schlafzimmer, dann ins Wohnzimmer. Es dauert eine Weile. Ich höre ihn hantieren. Vermutlich hat er mich direkt nach der Arbeit von der Bahn abgeholt und hatte deshalb keine Gelegenheit, irgendwelche Vorbereitungen zu treffen. Sofort meldet sich mein schlechtes Gewissen, weil er gar keine Pause hatte. Und noch größer wird mein Wunsch, mein Bestes zu geben um ihn glücklich zu machen.
Nach ein paar Minuten kommt er wieder zu mir und heißt mich, ihn anzusehen. Ich kann seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Dann zeigt er mir, was er in den Händen hat und jetzt kann ich mein Lächeln nicht mehr unterdrücken. In der einen Hand hat er die großen, mit einer relativ schweren Kette verbundenen Brustklemmen, in der anderen… mein Halsband.
Endlich.
Diesen Moment habe ich herbeigesehnt und mir in hundert verschiedenen Varianten vorgestellt. Glücklich schaue ich meinen Herrn an und folge nur zu gern seiner sanften aber bestimmten Aufforderung, mich hinzuknien. Seiner warmen Stimme folgend lege ich beide Hände mit den Handflächen nach oben in den Schoß und neige meinen Kopf. Das breite, weiche Leder legt sich von vorn um meinen Hals. Noch ist es kühl. Aber während seine Hände meine Haare zur Seite streichen und mich zart im Nacken berühren, während er die Schnalle schließt, erwärmt sich das Material ganz schnell. Der Geruch von neuem Leder steigt mir in die Nase und bildet zusammen mit dem Geräusch der Schnalle eine betörende Symphonie.
Wieder entgehen mir fast seine Worte, als er mir befiehlt, mich wieder zu erheben. Ich schwebe. Und als er mich zwingt, ihm in die Augen zu sehen, scheinen sich meine Empfindungen darin widerzuspiegeln.
Die Worte bahnen sich ihren Weg direkt aus meiner Seele: „Danke, mein Herr.“
Er rückt das Halsband ein wenig gerade und ich genieße die leichte Enge an meiner Kehle. Er schweigt, aber als er meinen Kopf in seine Hände nimmt, mir mit den Daumen über die Wangenknochen streicht und danach über und durch die Haare, treten mir die Freudentränen in die Augen. Da fasst er mit beiden Händen fest in meine Haare, zieht meinen Kopf leicht nach hinten und küsst mich.
Heftig und kurz. Gerade als ich schalte und den Kuss erwidern will, zieht er sich wieder zurück. Aus seiner Hosentasche zaubert er einen Karabiner hervor und schließt schnell meine Handgelenke hinter dem Rücken zusammen. Mit einem diabolischen Lächeln greift er nach den Klemmen. Er weiß, welche Überwindung es mich kostet, diese gnadenlos zupackenden Teile zu ertragen. Schnell nacheinander, ohne mir Pause zum keuchen zu lassen, befestigt er sie an meinen Brustwarzen. Mit einer für ihn typischen ironischen, pseudo-mitleidigen Bemerkung sieht er mich an und streichelt mich ein bisschen, bis ich wieder zu Atem gekommen bin. Dann greift er nach der Kette, die die unbarmherzig zupackenden Klemmen an meinen Brüsten verbindet, und dirigiert mich mit ihrer Hilfe ins Wohnzimmer.
Wieder Position eins. Dieses Mal mit einer kleinen Änderung. Aus dem Regal hinter mir holt mein Herr ein Buch und legt es mir auf den Kopf. „Heute üben wir ein bisschen das ruhige Stehen. Ich werde jetzt duschen gehen. Sollte das Buch herunterfallen, werde ich Dich bestrafen. Hast Du verstanden?“ „Ja, Herr“, sage ich und kann mir ein Nicken gerade noch verkneifen. Oh je. Das Buch ist klein und leicht. Und meine Haare sind frisch gewaschen…
Er lächelt und geht.
Wieder überlässt er mich für einige Minuten meinen sich wild überschlagenden Gedanken, während ich im Bad das Wasser höre. Bisher konnte ich eine Strafe immer noch vermeiden. Ich weiß, dass er das absolut ernst meint und nicht zögern wird, seine Ankündigung in die Tat umzusetzen. Und wenn die „normalen“ Schläge schon so viel von mir fordern, dann möchte ich lieber nicht wissen, wie sich die Strafvariante anfühlt…
Ich verliere mich in dem rasend schnellen Wirbel von bruchstückhaften Gedanken. Bilder tauchen vor meinem geistigen Auge auf und verschwinden wieder, bevor ich sie greifen und betrachten kann. Bevor ich sie überhaupt erfasst habe.
Und wie so oft in letzter Zeit bilden meine Gefühle ein undefinierbares Knäul in meinem Bauch. Unsicherheit, Vorfreude, Besorgnis, Erregung – alles auf einmal und nichts davon eindeutig.
In seiner Nachricht am Tag zuvor hatte er angekündigt, seine angestaute Erregung voll und ganz mir zu widmen und meine Leidensfähigkeit testen zu wollen. Ich glaube ihm das weil ich weiß, dass es ihm Lust bereitet wenn er sieht, dass ich an meine Grenze komme. Wenn ich mich nicht mehr beherrschen kann, Schmerzenslaute ungewollt über meine Lippen kommen und Tränen in meine Augen treten.
Aber wirklich Angst habe ich nicht vor ihm. Dafür vertraue ich ihm zu sehr. Und das von Anfang an. Unerklärlich und potenziell gefährlich – aber eine Tatsache.
Bereits in dem Moment, als ich ihn das erste Mal wie verabredet in der Bahnhofsbuchhandlung traf, war für meinen Bauch schon alles klar.
Ein im Prinzip wildfremder Mann, von dem ich bis zu diesem Moment nicht mehr kannte als einige grundlegende Angaben, ein paar Emails und drei sehr unvorteilhafte Fotos. Zugegeben: es waren sehr schöne mails. In ihrer Selbstverständlichkeit so berührend, dass mir beim Lesen die Tränen kamen. Keine kitschige „Blumen-und-Herzen“-Schreiberei, sondern ziemlich direkt auf den Punkt. Schon fast zu schön, um wahr zu sein. Und genau mit dieser Einstellung ging ich auch zu dem ersten Treffen. Ganz unverfänglich in aller Öffentlichkeit, mit der Möglichkeit, es jederzeit beenden zu können. Zum größten Teil kreisten meine Bedenken um das in so einer Situation wahrscheinlich ganz Normale: Würde ich ihn überhaupt erkennen? Gefällt er mir? Gefalle ich ihm??? Werden wir uns gut unterhalten können? Was mache ich, wenn er mir nicht sympathisch ist? Was ziehe ich am besten an? Und so weiter.
Aber dann waren da auch noch etwas speziellere Dinge, die mir keine Ruhe ließen. Schließlich hatte meine Suche einen ganz bestimmten Zweck. Und ich hatte so wenig Erfahrung. Wie sollte ich am besten herausfinden, ob er tatsächlich mein zukünftiger Herr sein könnte??? Woher sollte ich wissen, dass ich nicht an einen gefährlichen Irren geraten war?
Erstaunlicherweise machte ich mir um letzteres erst mal weniger Sorgen. Ich hatte die Ratschläge aus meinem Forum von Gleichgesinnten befolgt, mich covern lassen und eine mir bekannte, belebte Route gewählt. Mehr Sicherheit wäre nur möglich gewesen, wenn ein Bodyguard direkt neben mir gesessen hätte.
Viel mehr Sorgen machte ich mir, abgesehen von meiner Optik, um das Zwischenmenschliche. Um das für unseren Fall spezifisch Zwischenmenschliche. Zum Beispiel um seine Stimme. In seiner letzten mail vor unserem Treffen kam in einem Nebensatz zum Vorschein, dass er aus einer Gegend im Ausland kommt, in der ich vor nicht allzu langer Zeit Urlaub gemacht hatte – und die Sprache der Bevölkerung einfach nur lustig fand. Für einen auditiv gesteuerten Menschen wie mich war das ein potenzielles Problem. Wie sollte ich einen Mann ernst nehmen, dessen Dialekt mich immer wieder zum Lächeln bringt?
Und dann war da noch die Frage, wie ich mich ihm gegenüber am besten verhalten sollte. Was würde er von mir erwarten? Auf welcher Ebene sollte ich ihm begegnen? Als mein ganz normales Alltags-Ich? Oder würde er von mir erwarten, ihm von Anfang an meine Bereitschaft zur Unterwerfung zu zeigen?
Frisch geduscht und trotzdem vor Aufregung total nass geschwitzt erreichte ich pünktlich den vereinbarten Treffpunkt. In Anbetracht unser beider Begeisterung fürs Lesen schien mir der Buchladen eine gute Idee zu sein. So hätte er sich nicht gelangweilt, falls ich mich verspätet hätte. Und ein bisschen hatte ich darauf spekuliert, auf diese Art einen Blick auf ihn werfen zu können, bevor er mich sieht.
Dieser Plan ging allerdings nicht auf, denn als ich den Laden betrat, kam er mir bereits entgegen. Ich erkannte ihn sofort.
Und ich vertraute ihm auf den ersten Blick.
Fast alle meine Sorgen und Bedenken lösten sich von einem Moment zum anderen in Luft auf. Er sah deutlich besser aus als auf den Fotos, hatte genau die richtige Körpergröße, die Jeans und der blaue Pulli standen ihm perfekt. Und als er mich begrüßte, wurden zwei weitere Dinge klar: Erstens, seine Stimme ist wie für mich gemacht. Kein ganz tiefer Bass, aber angenehm männlich-dunkel. Fest und ruhig. Der Dialekt ungewöhnlich für mitteldeutsche Ohren, aber für mein Empfinden interessant und gut anzuhören. Und zweitens: Er ist kein Kuschel-Typ. Keine Umarmung zur Begrüßung.
Es wurde ein sehr langer, und zumindest für meine Begriffe, sehr schöner Abend. Wir spazierten gemeinsam ein Stück durch die Stadt zum Fluss, tranken dort etwas und spazierten dann weiter, bis wir uns auf einer Bank mit Blick auf das Wasser niederließen. Und dort blieben wir vorerst. Der Spätsommer zeigte sich von seiner besten Seite und schenkte uns eine laue Nacht. Die ganze Zeit über kam das Gespräch nicht ins Stocken. Er stellte mir Fragen und mir half das Reden, meine Nervosität im Zaum zu halten.
Während die Stunden vergingen und ich ihm mehr von mir erzählte, als je irgendjemandem zuvor, verschob sich in meinem Inneren etwas. Im Nachhinein drängt sich mir das Bild vom großen, dunklen Tor nach Mordor auf. Etwas, das ich sehr lange fest verschlossen tief in mir getragen hatte, drängte nun ans Tageslicht.
Gleichzeitig wurde mein Wunsch, ihn zu berühren, ihn zu spüren, immer größer. Der körperliche Abstand, der von Anfang da war, machte mir zunehmend zu schaffen. Und ich fühlte mich wieder wie als Fünfzehnjährige. Mit dem Unterschied, dass ich nicht wie damals Mittel und Wege fand, den Kontakt „ganz aus Versehen“ her zu stellen. Ich konnte einfach nicht! Völlig entgegen meiner sonstigen Art hielt mich seine Ausstrahlung davon ab, die Initiative zu ergreifen.
Natürliche Dominanz.
Besser lässt es sich einfach nicht beschreiben. Der ganze Mann verkörpert auf völlig unaufdringliche Weise genau das, was ich gesucht habe. Sein Äußeres und seine Art. Nicht aufgesetzt, nicht krampfhaft etwas darstellend. Sondern geradlinig, ruhig und bestimmt.
Ich weiß nicht wie lange wir schon auf der Bank saßen, als das Gespräch verstummte.
Er bedankte sich bei mir für das entgegengebrachte Vertrauen – was ich zwar rein vernunftmäßig nachvollziehen konnte, sich aber trotzdem für mich in diesem Moment völlig falsch anfühlte. ICH empfand Dankbarkeit. Und Erleichterung. Und ein wenig Schuld, weil ich so viel geredet hatte.
Mit der entstehenden Stille legte er den Arm um mich und zog mich ganz leicht an sich. Das war der Augenblick, in dem sich mein inneres Tor endgültig öffnete. Die Emotionen brachen sich mit aller Kraft Bahn und ich kämpfte darum, die Fassung zu wahren. Ganz sicher wollte ich jetzt nicht anfangen zu heulen. Wahrscheinlich ist es mir nicht gelungen, das vor ihm zu verbergen. Ich weiß es nicht mehr genau.
Aber eines ist sicher: Spätestens von dieser Minute an war ich SEIN. Ob ich wollte oder nicht. Welche höhere Macht auch immer einen Teil meiner Seele in seine Hände gelegt hat – alles was mir bleibt ist darauf zu vertrauen, dass er sie gut behütet.
Knall.
Schlagartig bin ich wieder in der Realität.
Shit! Das Buch… Ich habe das Buch auf meinem Kopf vergessen. Und nun liegt es hinter mir auf dem Boden. Was jetzt? Mein Hirn arbeitet auf Hochtouren. Noch höre ich ihn im Bad. Aber das Wasser läuft nicht mehr. Und ich weiß nicht, wie lange schon. Er könnte jeden Augenblick wieder im Zimmer stehen. Soll ich es aufheben? Keine gute Idee. Ich habe keine Ahnung, wie das Buch auf meinem Kopf lag. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob er auf dieses Detail geachtet hat – das Risiko ist einfach zu groß. Und außerdem: Er muss mir genauso vertrauen können wie ich ihm. Das ist ein so zerbrechliches Gut… Mag sein, dass absichtlicher Ungehorsam später, wenn wir uns länger und besser kennen, mal seinen Reiz hat… Für den Moment scheint mir das aber keine gute Idee zu sein.
Also lasse ich das verdammte Ding wo es ist.
Und wappne mich schon mal für das, was gleich auf mich zukommen wird…
Bleibt nur zu hoffen, dass er nicht denkt ich hätte es absichtlich runter geworfen, um das Spiel intensiver zu machen…
Nur mit einer bequemen Hose bekleidet, betritt mein Herr den Raum.
Oh nein! Noch ein Fehler! Schnell senke ich wieder den Blick. Wenn er das jetzt dazu addiert kann ich mein Vorhaben, diesen Monat mal wieder ins Schwimmbad zu gehen, vergessen. Mein Hintern wird aussehen wie der eines Zebras!
Er nimmt die Szenerie in sich auf und ich könnte schwören dass seine Augen leuchten, als er feststellt, dass das Buch auf dem Boden liegt. Oh my…
Obwohl nicht zu befürchten war, dass ich die angedrohte Sanktion vergessen oder ignoriert habe, erklärt mein Herr mir jetzt noch einmal, dass und warum er mich jetzt bestrafen wird und dass ihm das keine Freude macht. Ja klar… Die unausgesprochene Frage nach dem WIE übergeht er geflissentlich.
Als er aber mit seinem Lieblingsspielzeug, dem Rohrstock, in der Hand zu mir tritt und beginnt, mit dessen Ende meine Brüste leicht zu berühren und zu sensibilisieren, wird mir mit Erschrecken klar, dass ich mich wiedermal geirrt habe. Wann werde ich endlich lernen, ihn nicht für berechenbar zu halten? Er hat es nicht, wie die letzten Male, auf meinen Hintern abgesehen. Nein. Heute wird mein Busen Bekanntschaft mit dem so unscheinbar wirkenden Stock machen. Heilige Scheiße!
Ohne Vorwarnung löst er die erste der beiden von mir unterdessen schon fast vergessenen Nippel-Klemmen. Von dem Schmerz des plötzlich zurück strömenden Blutes geschockt, schnappe ich nach Luft, keuche, kann mir ein Wimmern aber gerade noch verkneifen. Gleich darauf ist die zweite an der Reihe und es dauert auch da einen Moment, bis ich wieder einigermaßen bei mir bin. Ich spüre seine Hand zwischen meinen Beinen, dann plötzliche Kühle an meinen Nippeln.
Noch vollauf damit beschäftigt, den Schmerz irgendwie zu meistern, höre ich den ersten Schlag nicht kommen. Fünf Mal landet der sorgfältig bearbeitete Weidenzweig erst auf der linken, dann auf der rechten Seite. Jedes Mal von oberen Rand des Dekolletees beginnend ein Stück näher zur Brustwarze hin. Unmöglich zu sagen, ob der letzte Schlag die Knospe selbst getroffen hat oder ganz knapp daneben. Aaaaaah!!! Dieser Schmerz hat nichts mehr mit Lust zu tun! Ein Schluchzen entweicht meiner Kehle. Von irgendwoher holt mein Geist die Energie, sich ganz weit hinten in meinem Kopf tatsächlich noch darüber zu ärgern. Ich registriere das, fühle mich aber gerade nicht zuständig.
Bevor ich überhaupt dazu komme, die Benutzung meines safewords ernsthaft in Betracht zu ziehen, spüre ich bereits meinen Herrn ganz nah bei mir.
Seine Berührung und seine Anerkennung trösten mich augenblicklich.
Er ist alles, was ich brauche.
Mein Herr löst meine Fesseln, macht es sich auf dem Sofa bequem und bedeutet mir, mich auf dem Kissen zu seinen Füßen, zwischen seinen Beinen, niederzulassen. Ohne zu zögern folge ich seinem wortlosen Befehl. Ich glaube zu wissen, was als nächstes kommt.
Obwohl mir völlig klar ist, dass mir meine Knie in dieser Position innerhalb kürzester Zeit höllisch weh tun werden, lasse ich mich auf ihnen nieder. Und sein Gesichtsausdruck zeigt mir, dass das die richtige Entscheidung war. Das zufriedene Lächeln liegt nur kurz sichtbar auf seinen Lippen, wandert dann aber zu seinen Augen, um sich dort mit dem Glimmen der Lust zu vereinigen.
Noch immer sagt er nichts, schaut mich nur prüfend an.
Und nun? Soll ich ihm jetzt für die Strafe danken? Mit Worten? Oder meine Lippen und Zunge direkt anderweitig einsetzen? Vielleicht erst darum bitten, ihn mit dem Mund verwöhnen zu dürfen? Rasend schnell jagen die verschiedenen Optionen durch mein Hirn. Was soll ich tun? Was erwartet er von mir?
„Du darfst Dich jetzt ein bisschen ausruhen“, entscheidet er.
Bis zu diesem Moment war mir gar nicht bewusst, dass mein Atem immer noch schwer geht. Viel zu sehr war ich damit beschäftigt, seine Wünsche zu erahnen. Dankbar rutsche ich aus der knienden Position in eine seitlich sitzende und lege meinen Kopf auf sein Bein. Da es mir bei solchen Gelegenheiten meist gestattet ist, ihn zu berühren, lege ich meine Arme neben seine Beine, meine Fingerspitzen vorsichtig fragend auf seiner Haut knapp oberhalb des Hosenbundes. Er erhebt keinen Einspruch und so entspanne ich mich und genieße diesen Augenblick absoluten Friedens. Seine Hand liegt auf meinem Kopf und krault mich ein bisschen, während meine Finger langsame, kleine Kreise auf seinen Lenden beschreiben. Bloß nicht zu viel bewegen… Nicht riskieren, dass er der Nähe gewahr wird und wieder auf Abstand geht…
Mein Herr gräbt seine Hand ein bisschen tiefer in mein Haar und beginnt mich leicht zu massieren. Unwillkürlich seufze ich. Meine dauerhaften Kopfschmerzen haben mich im Lauf der Zeit extrem sensibel für Berührungen dieser Art gemacht. Ganz bewusst lasse ich mich in dieses herrliche Gefühl sinken, entschlossen, jetzt nicht mehr zu denken und nur noch zu fühlen. Zu nehmen, was mein Herr mir gibt.
Nach und nach entspanne ich mich, komme zur Ruhe.
Gerade als ich den Punkt erreicht habe, an dem ich oft in eine Art meditativen Zustand verfalle, verschwindet seine Hand für die Dauer eines Atemzuges, um gleich darauf fest zupackend wieder zu erscheinen.
Wie macht er das nur immer? Zählt er, wie oft sich mein Brustkorb in einer Minute hebt und senkt? Wie schafft er es jedes Mal, das Spiel genau an der Stelle wieder aufzunehmen, wo nicht mehr jede Faser meines Körpers darauf ausgerichtet ist zu erahnen, was er als nächstes tun wird?
Er greift fest in mein Haar, zwingt meinen Kopf ein Stück nach oben und hebt leicht sein Becken. Mehr Aufforderung braucht es nicht. Schnell helfe ich ihm, die Hose loszuwerden. Dann schließt er meine Handgelenke wieder hinter meinem Rücken zusammen.
Ganz offensichtlich hat die kurze Pause seiner Erregung keinen Abbruch getan. Obwohl er, der Optik nach zu urteilen, ziemlich angeturnt zu sein scheint, lässt er mich sein Glied nicht direkt in den Mund nehmen, sondern fordert mich auf, es zu streicheln. Kurz frage ich mich ob er vergessen hat, dass er mich gefesselt hat. Und wie immer bemerkt er mein Innehalten sofort. Er lacht leise. „Ja. Benutz Dein Gesicht!“
Ich freue mich, dass er mir auf diese Art die Gelegenheit gibt, mich wieder mit seinem Schwanz vertraut zu machen. Und bin ihm dankbar dafür. Aber ich sage nichts. Ich zeige es ihm lieber. Mit der Wange streiche ich über die seidig weiche Haut, liebkose ihn, stupse mit der Nase sacht gegen die glatte Spitze, reibe leicht über die empfindliche Stelle an der Unterseite. Sein genießerisches Brummen bringt mich zum Lächeln und bestärkt mich in meinem Tun.
Kurz darauf scheint die Selbstbeherrschung meines Herrn ihre Grenzen erreicht zu haben. „Nimm ihn in den Mund. Ganz tief!“ Das ist immer der Moment, den ich gleichzeitig liebe und fürchte.
Liebe, weil sein Aufstöhnen, wenn ich seine Eichel mit der Zunge berühre und dann langsam meine Lippen an seiner Erektion hinab gleiten lasse, mir Selbstvertrauen und Befriedigung gibt.
Ich bin sehr froh, dass er sich mittlerweile so weit gehen lässt, sich diese Geräusche zu gestatten.
Nie werde ich unser erstes Spiel vergessen, als ich mein Bestes tat, seine Forderungen zu erfüllen und er mit keinem einzigen Ton, keiner einzigen Bewegung, zu erkennen gab, ob ihn meine Bemühungen zufrieden stellten. Noch nie hatte ich einen Mann erlebt, dem ich mit meiner Zunge so absolut keine Reaktion entlocken konnte. Folglich traten mir die Tränen nicht nur infolge des Würgereizes, den sein deep throat-Test bei mir hervorrief, in die Augen, sondern auch aus purer Enttäuschung. Warum sollte mich dieser Mann als Sub annehmen, wenn ich nicht in der Lage war, ihm auf diese Art Vergnügen zu bereiten und Erleichterung zu verschaffen??? Erst eine ganze Weile später gestand er mir, dass er sich noch nie im Leben so beherrschen musste, nicht zu kommen. Mir seinen Samen nicht ohne Absprache zum Schlucken zu geben.
Obwohl es ein tolles Gefühl ist, meinem Herrn mit meinem Mund dienen zu dürfen, sein Vergnügen zu spüren, ist es auch immer wieder Überwindung. Nicht, weil er unangenehm schmecken oder riechen würde oder ich das als demütigend empfinden würde. Nein. Überwindung, weil ich es bis jetzt nicht schaffe, seine ganze Länge in meinen Rachen aufzunehmen, ohne mit dem Würgereflex kämpfen zu müssen. Das ärgert mich, weil ich es so gern möchte… Und es ist mir auch irgendwie peinlich. Wie würde ich mich denn fühlen, wenn ich an seiner Stelle wäre? Allein die Vorstellung, dass mein Herr oder mein Mann würgen würden, wenn sie mich mit ihrer Zunge verwöhnen…
Aber ihn scheint es nicht zu stören.
Inzwischen weiß ich dass es ihm gefällt, mich so zu sehen. Zu seinen Füßen kniend, sein Geschlecht umfangen von meinen Lippen. Dass er es genießt, wenn meine Zunge langsam und fest seine Spitze umkreist oder zart über die glatte Haut flattert.
Und es ist gut, dass ich das jetzt weiß. Weil er es nämlich jedes Mal wieder schafft absolut still zu halten, wenn ich mich darin übe, ihn ganz nach seinen Wünschen zu befriedigen.
Mit erstaunlicher Geduld dirigiert er mich. Manchmal nur mit Worten, oft hält er auch meinen Kopf. Immer wieder. Immer ein kleines Stück weiter, ein Stück tiefer.
Eins, zwei, drei, vier, fünf… und auf. Kurze Pause, Luft holen, versuchen den Hals zu entspannen und nochmal.
Heute will es einfach nicht klappen. Und es scheint, als ob es immer schlimmer statt besser werden würde! Je mehr ich mich bemühe, desto eher komme ich an den Punkt, wo es nicht mehr weiter geht. Immer eher wird der Reflex ausgelöst. Und meine Verzweiflung wächst. Warum funktioniert es heute denn nicht? Mein Herr bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Er nimmt meinen Kopf in seine Hände und fordert mich in diesem ganz speziellen sanft-festen Ton – seinem Ton – auf, ihn anzusehen. Obwohl ich mich in diesem Moment eigentlich lieber verstecken möchte, der Drang weg zu laufen schon fast übermächtig ist, hebe ich meinen Blick.
Wenn er auf diese Art und Weise mit mir spricht, bin ich wehrloser, als alle Fesseln der Welt mich machen könnten.
Es ist einfach unglaublich, dass eine Frau wie ich auf diesen ganz bestimmten Tonfall reagiert wie ein Pawlowscher Hund. Niemand, der mein Alltags-Ich kennt, würde auf diese Idee kommen. Selbst meine beste Freundin, die schon seit vielen Jahren weiß, dass ich nicht wirklich so bin wie ich auf andere Menschen wirke, kann das nur sehr begrenzt nachvollziehen. Was nicht verwunderlich ist, da ich selbst mich oft nicht verstehe. Sicher ist aber: Seit ich es aufgegeben habe, diese Seite von mir verstehen zu wollen, geht es mir besser. Zwar kann ich es nicht ganz lassen, die Dinge zu analysieren, aber es geht nicht mehr so sehr um die Suche nach der Ursache. Das ,Warum?‘ steht nicht mehr so sehr im Vordergrund. An die Stelle der Frage ist Akzeptanz getreten. Aber die Empirikerin in mir kann das Beobachten und Auswerten nicht lassen. In mir selbst und um mich herum hat sich, seit ich den großen Schritt zur Realisierung meiner Träume und Fantasien gemacht habe, eine ganz neue Welt aufgetan. So viele Dinge, die es auszuprobieren und zu entdecken gilt. So viele neue Menschen, die völlig unabhängig von den verschiedensten Alltags-Leben diese eine Sache mit mir gemeinsam haben. Mit denen man reden, lachen und von denen man viel lernen kann. In letzter Zeit habe ich mich mehr als einmal darüber geärgert, dass ich nicht eher meinen Bedürfnissen nachgegeben und den Mut gefasst habe, unter Gleichgesinnten nach einem Partner zu suchen. Aber auch in diesem Zusammenhang bleibt mir nur übrig, Gott oder dem Schicksal oder wem auch immer zu vertrauen. Vielleicht war eben jetzt erst der richtige Zeitpunkt? Vielleicht musste ich erst eine Weile durch den Schatten laufen, um die Sonne wirklich würdigen zu können? Ganz davon abgesehen, dass eine Ehe eine gewisse Stabilität braucht, um so einer Situation stand halten zu können.
Vielleicht lag es aber auch daran, dass ER bis vor Kurzem noch gar nicht in meiner Reichweite gewesen wäre. All die zufälligen Dinge, die ihn und mich letztlich zusammengeführt haben, sind wie kleine Teile eines großen Puzzles, welches erst jetzt zusammengesetzt werden kann.
Wenn ich bei meinem Herrn bin, ist die Welt rundherum nicht mehr existent. Dann gibt es nur noch ihn und mich. Die Frau, die in der einen Stadt aus dem Haus geht und in den Zug steigt, ist nicht die Selbe wie die, die eine Stunde später in einer anderen Stadt den Zug verlässt und sich vertrauensvoll in die Hände eines Mannes begibt, dessen Stimme allein schon eine erstaunliche Macht über sie hat.
Also hebe ich meinen Blick und begegne dem seinen. Wieder sagt er nichts. Ich weiß nicht, was er denkt. Weiß nicht, was er in meinem Gesicht sieht. Während ich mich das frage wird mir bewusst, dass Tränen meine Wangen herab rinnen. Was? Wo kommen die denn her? Ärgerlich und peinlich berührt will ich sie wegwischen, doch meine Hände sind gebunden. Ich habe nicht mehr die Kraft, ihn weiter so anzuschauen. Unfähig den Blickkontakt zu halten, senke ich meine Lider. Wortlos verwischt er die verräterischen, salzigen Spuren und streichelt mit den Daumen sachte meine Schläfen. Eine so einfache, kleine Geste, die mir so viel bedeutet. Verständnisvoll und voller Güte. Ich schmiege meine Wange in seine große, warme Handfläche und atme tief ein und aus. Mein Herr lässt mir Zeit, mich wieder zu sammeln.
Nach einer kleinen Weile gibt er mir durch eine leichte Veränderung des Drucks seiner Finger zu verstehen, dass es seiner Meinung nach Zeit für einen neuen Versuch ist. Aber ich spüre auch die verhaltene Frage in dieser Geste. Dies ist einer dieser merkwürdigen „Niemandsland-Momente“. Er unterbricht nicht das Spiel, macht die Stimmung nicht kaputt, gibt mir aber dennoch die Möglichkeit, mich falls nötig zu äußern. Genau für solche Kleinigkeiten bin ich ihm dankbar. Sie zeigen mir, dass es ihm nicht egal ist, wie es mir geht. Dass er auf mich achtet. Dass er mich achtet.
Ich öffne wieder meine Augen, schaue ihn an und hoffe, dass ihm mein Blick sagt, was er wissen will. Ja. Ich bin bereit weiter zu machen, möchte es noch einmal versuchen. Noch gebe ich nicht auf. Er versteht und lächelt. Dann lässt er mich los, rutscht ein Stück näher zu mir und lehnt seinen Oberkörper wieder nach hinten. So richtig bequem sieht das nicht aus, aber auf diese Art und Weise komme ich viel besser an die entscheidenden Stellen heran.
Wieder öffne ich meinen Mund, umfange seine nach wie vor erwartungsvoll aufgerichtete Männlichkeit und senke mich auf sie hinab. Und jetzt geht es. Offensichtlich haben wir einen guten Winkel gefunden. Glücklich lächle ich in mich hinein. „Jaaaa… Geht doch“, kommt es in zufriedenem Ton von oberhalb. „Gut so!“ Ohne dass er mich extra dazu auffordern muss, verharre ich in dieser Position. Versuche ihn ganz bewusst in meinem Rachen zu spüren, mich an dieses Gefühl zu gewöhnen. Vorsichtig probiere ich, ob und wie ich meine Zunge bewegen kann, ohne wieder eine Abwehrreaktion hervor zu rufen. Uhh… Kein guter Plan! Als ich es geschafft habe, die aufsteigende Panik zu besiegen und meinen Kopf zu lassen wo er ist, stellt auch das Atmen kein Problem mehr dar. Durch die Nase kommt mehr als genug Luft – man darf nur nicht vergessen, daran zu denken.
Als ich mich langsam wieder zurück ziehe nehme ich mir die Zeit, seine Länge mit der Zunge zu massieren. Nicht zum ersten Mal stelle ich mir innerlich die Frage, wie sich das wohl für ihn anfühlt. Ist das ein starker Reiz für ihn? Oder merkt er es vielleicht gar nicht wirklich? Jetzt ist wohl kaum der richtige Zeitpunkt, ihn danach zu fragen.
Sein Stöhnen zeigt mir, dass ich irgendwas richtig gemacht haben muss. Mit neuem Selbstvertrauen gehe ich nun daran zu Ende zu bringen, was ich begonnen habe. Wieder und wieder lasse ich seinen Schwanz bis zum Anschlag in meinem Mund verschwinden, finde einen Rhythmus. Allmählich beginnt er sich zu bewegen. Nicht sehr stark, aber deutlich wahrnehmbar. Ich glaube ihm gefällt, was ich mache. Dann unterbricht er mich, dirigiert mich mit der einen Hand in Richtung seiner Hoden, während er mit der anderen nach seiner Erektion greift und das tut, was ich wegen der Fesseln nicht kann. Irgendwo tief in mir regt sich ein bisschen Traurigkeit, dass ich es nicht allein schaffe, ihn zum Höhepunkt zu bringen. So gut es geht versuche ich, an der mir nun zugewiesenen Stelle meinen Beitrag zu leisten.
Uäh… Vielleicht sollte er es auch mal mit waxing versuchen??? Eigentlich mag ich die zarte Haut an den Eiern ja ganz gern und habe absolut kein Problem damit, einen Mann auch dort zu verwöhnen. Aber nicht, solange da Haare sind! Aus Erfahrung weiß ich, dass es nicht ganz einfach ist, in diesem Bereich für Glätte zu sorgen. Akzeptiert. Aber wenn ich mich regelmäßig in ein spezielles Studio begeben kann, um mich mit heißem Wachs im Intimbereich quälen zu lassen, damit nachher keine einzige Stoppel das Vergnügen schmälert…
Weiter komme ich nicht mit meinen Überlegungen, weil mein Herr nun so weit ist, mich wieder übernehmen zu lassen. Erleichtert stelle ich fest, dass unsere Position es immer noch zulässt, ihn ganz tief in den Mund zu nehmen. Es dauert nicht lange, dann merke ich, dass er fast soweit ist. Ich gebe ihm Raum, kontrolliere nochmal ob meine Augen wirklich fest geschlossen sind und warte darauf, dass er sich wie sonst auch zurückzieht, um mit seinem Erguss mein Gesicht oder meinen Busen zu verzieren.
Als wir uns kennenlernten und allgemeine Grundregeln besprachen, war Sicherheit selbstverständlich auch ein Thema. Er sagte, dass er mich deswegen nicht schlucken lassen würde. Ich respektierte das, gab ihm aber gleichzeitig zu verstehen, dass er sich bei mir bezüglich ansteckender Krankheiten keine Sorgen machen müsse, da ich Blutspender sei und in diesem Zusammenhang mehrmals jährlich getestet werde. Auf diese Art und Weise sei also von meiner Seite her nichts zu befürchten. Danach kam das Thema nicht mehr zur Sprache.
Nicht, dass ich mich direkt darum reißen würde, die salzig-bittere Flüssigkeit zu schmecken. Meine gustatorischen Vorlieben gestalten sich im Allgemeinen dann doch eher anders. Abgesehen von der Frage des gegenseitigen Vertrauens ist es für mich aber auch eine Bestätigung, meinem Herrn wirklich gut oral dienen zu können. Ich würde nicht so weit gehen, es als Belohnung zu bezeichnen. Aber das Wissen, ihm nur mit meinem Mund, meiner Zunge, meinen Lippen, Befriedigung verschaffen zu können, gibt mir Selbstvertrauen.
Noch eine Sache, die heute anders ist.
Er zieht sich nicht zurück. Er lässt seinen Schwanz wo er ist. Erstaunt intensiviere ich meine Bemühungen wieder. Ist das Absicht? Hat er sich bewusst entschieden, diesen Schritt heute zu machen? Sieht er das als eine Art Geschenk? Oder will er nur meine Hingabe testen? Vielleicht ist er aber auch schon so weggetreten, dass er gar nicht mehr daran denkt, dass wir das nicht noch mal besprochen hatten?
Wenige Sekunden später sind diese Gedanken schon wieder in den Hintergrund getreten, weil ich positiv registriere, dass deep throat eindeutig auch Vorteile hat: Die Essenz seiner Erlösung schießt mir sozusagen direkt in den Hals. Ich spüre nur sehr wenig davon auf meiner Zunge.
Zugegeben: Ein paar Bedenken hatte ich sein Aroma betreffend schon. Seinen ziemlich hohen Kaffee-Konsum einkalkulierend hatte ich befürchtet, sein Samen würde extrem bitter sein. Hatte mich schon ein bisschen davor gefürchtet, dass die Geschmacksknospen meiner Zunge rebellieren und bio-hazard-Warnungen an mein Hirn schicken würden.
Die wenigen Tropfen, die ich zu schmecken bekomme, bestehen den Test jedenfalls. Puh… Wieder eine Sorge weniger.
Ohne Probleme nehme ich jedes Quäntchen seines Saftes in mich auf und achte darauf, ihn komplett zu säubern, bevor ich ihn aus meinem Mund entlasse.
Etwas geschafft aber glücklich lasse ich mich zurück auf meine Fersen sinken, lege meinen Kopf wieder auf sein Bein und genieße seine Erschöpfung. Ich habe es geschafft! Ob es nun geplant war oder nicht: Er hat das erste Mal seine Erleichterung zwischen meinen Lippen gefunden.
„Danke, mein Herr.“
Zufrieden und erschöpft verharren wir beide einige Minuten in unserer Position. Mein Herr zurückgelehnt auf dem Sofa, die Augen geschlossen, jegliche Anspannung von ihm abgefallen. Ich auf dem Boden zwischen seinen Beinen, den Kopf auf seinem Oberschenkel. Mit einem vorsichtigen Blick nach oben vergewissere ich mich dass alles in Ordnung ist, bevor ich mir gestatte, in meiner Konzentration nachzulassen.
Während mein Herr mir seine Aufmerksamkeit geschenkt hat, ist die herbstliche Dämmerung meiner Ankunft komplett von der Nacht abgelöst worden.
Die Dunkelheit hängt vor den vielen Fenstern der Wohnung wie eine weiche, schwarze Decke, die uns einhüllt und vollständig von der Außenwelt isoliert. Obwohl wir uns nicht weit vom Zentrum der Stadt befinden, dringt kein Geräusch von der Straße zu uns hinauf. Dieses Haus ist wie eine Insel. Als ob der schmiedeeiserne Zaun, der das Grundstück umgibt, nicht nur ungebetene Besucher fern halten würde.
Wenn ich hier bei ihm bin, ist das eine ganz eigene Welt. Wie Urlaub – von meinem Ich und von meinem normalen Leben. Ein paar Stunden ganz weit weg von der Realität. Es ist so schön, so erholsam, die Kontrolle und Verantwortung gänzlich abgeben zu dürfen. So wie es für ihn erfüllend ist, diese vollkommen zu haben. Solange ich mein Halsband trage, ist er nicht Johannes, sondern mein Herr. Er macht die Regeln. Und ich habe nicht mehr zu tun, als mich daran zu halten.
Es vergehen ein paar Minuten, dann spüre ich seine Hand auf meinen Haaren. Er krault mich kurz, aber die Berührung fühlt sich mehr nach einer Aufforderung als nach Zärtlichkeit an. Scheint, als ob die Pause beendet wäre. Also gehe ich wieder auf meine Knie und schaue ihn in Erwartung neuer Instruktionen an.
„So, Subbie, jetzt hab ich Hunger“, teilt er mir lächelnd mit.
Oh… Klar. Eigentlich ziemlich naheliegend. Schließlich hat der Mann den ganzen Tag gearbeitet. Und da er offensichtlich für seine Verhältnisse zeitig Feierabend gemacht hat, damit wir möglichst viel Zeit gemeinsam verbringen können, ist wahrscheinlich die Mittagspause ausgefallen. Wenn man dann noch bedenkt, dass das Frühstück bei ihm meist nur aus Kaffee und vielleicht einer Scheibe Knäckebrot mit Honig besteht, lässt sich leicht erahnen, wie es um seinen Sättigungsgrad bestellt ist. Klar, dass er was essen muss.
Jetzt bin ich gespannt. Wird er daraus auch eine Aufgabe machen? Zuzutrauen wäre es ihm ja…
„Ich schieb mir jetzt eine Pizza in den Ofen. Magst Du auch was?“ Sein Tonfall ist schwer zu deuten. Ist es mein Herr, der diese Frage stellt oder ein hungriger, müder, aber trotz allem rücksichtsvoller Johannes?
Ich sehe den Schalk in seinen Augen blitzen als er hinzusetzt: „Weil Du bis jetzt so brav warst, würde ich Dir was abgeben...“
Hmm, ist das eine Fangfrage oder meint er das ernst? Ich bin mir nicht sicher, mit welcher Antwort er rechnet. Und dazu kommt, dass ich mittlerweile zumindest einen vagen Eindruck von seinem eher nicht so stark ausgeprägten Organisationstalent und seiner nicht als solche zu bezeichnenden Haushaltsführung habe. Ist er tatsächlich auf ein Abendessen zu zweit eingerichtet oder entspringt das Angebot eher seiner unerschütterlichen Höflichkeit? Kommt ihm ein ‚Ja‘ entgegen, weil er vielleicht eine kleine Gemeinheit ersonnen hat und sich darauf freut mich dabei zu beobachten, wie ich damit klar komme? Oder hofft er insgeheim auf ein ‚Nein‘, weil er nicht daran gedacht hat, dass wir vielleicht gemeinsam essen könnten?
Während ich noch über diese Frage nachsinne trifft mich die Erkenntnis, dass ich gar keinen Hunger habe. Rein physisch ist das zwar merkwürdig, weil ich seit meinem recht minimalen Frühstück auch nichts mehr gegessen habe, aber neu ist mir dieses Phänomen nicht. Von Anfang an war es so, dass mein Magen, wenn ein Treffen mit IHM bevorstand, schlichtweg die Funktion einzustellen schien. Ich habe meinen Körper im Verdacht, an solchen Tagen in den ‚Bondage-Modus‘ zu schalten. Frei nach dem Motto ‚Fasten befreit den Geist’. Vielleicht ist es aber auch eine psychische Vorsorgemaßnahme zur Vermeidung peinlicher Situationen? Die Vorstellung, während einer Session zur Toilette zu müssen, ist absolut nicht erotisch. Oder noch schlimmer: Rückstände bei Analspielen. Allein der Gedanke daran bringt mich dazu, im Boden versinken zu wollen! Zwar gibt es Möglichkeiten so etwas zu verhindern, aber so weit sind wir noch nicht.
Weil meine imaginäre pro-und-contra-Liste nunmehr eine deutliche Häufung von Argumenten in der contra-Spalte aufweist entscheide ich mich dafür, bei der Wahrheit zu bleiben und in Kauf zu nehmen, ihn unter Umständen um ein Vergnügen zu bringen.
„Danke, mein Herr. Aber ich habe keinen Hunger.“
Kommentarlos akzeptiert er meine Entscheidung. Mit einem freundlichen Wuscheln meiner Haare hievt er seine knapp 1,90 m aus den Tiefen der völlig unergonomischen Couch und schlendert in die Küche.
Ganz offensichtlich gehört Tiefkühlpizza zu seinem festen kulinarischen Repertoire, denn in Nullkommanichts ist er wieder zurück.
Typisch Junggeselle. So ganz genau genommen gehört er zwar nicht zu dieser besonderen Gattung Mensch, aber die räumliche Distanz zu seiner Lebensgefährtin macht sich an einigen Stellen doch deutlich bemerkbar. Dabei ist es weniger die Unordnung, die mir ins Auge fällt. Obwohl ich eine aufgeräumte Umgebung sehr schätze, trifft der Spruch ‚Nur das Genie beherrscht das Chaos!’ leider ziemlich gut auf mich zu.
Nein. Abgesehen von der fast vollkommenen Neutralität der möbliert gemieteten Wohnung, die so gut wie nichts über ihren zeitweiligen Bewohner verrät und ebenso gut ein überdimensioniertes Hotelzimmer sein könnte, sind es die kleinen Dinge, die den Quasi-Single aus gutem Hause offenbaren. Hier kollidieren offensichtlich klassische Erziehung und leicht trotzige Bequemlichkeit miteinander. Frische Handtücher gibt es – aus dem Wäschekorb. Bartstoppeln im Waschbecken, mittendrin die elektrische Zahnbürste und eine Tube Zahncreme, die die Sorge um ein gesundes Gebiss verrät. Benutztes Geschirr auf den Unterlagen für das zusätzliche Fernstudium auf dem Couchtisch und neben dem schicken Laptop auf dem Esstisch. Die Kaffeetasse in bedenklicher Nähe zum iPad auf dem Nachtschränkchen. Herumliegende DVD’s der ernsteren Genres. Nicht zu vergessen die zwei, drei von der Partnerin mitgebrachten, strategisch günstig platzierten ‚Reviermarkierungsgeschenke’. Der Mann besitzt schöne Krawatten, die er mit schlafwandlerischer Sicherheit zu binden versteht, trägt aber die gleichen Schuhe zum Anzug wie zum braungestreiften Sweat-Pulli.
Genau dieser Mann setzt sich jetzt auf einen der Stühle am Esstisch und bedeutet mir, zu ihm zum kommen. So schnell es mir mit immer noch hinter dem Rücken gefesselten Händen möglich ist, erhebe ich mich von meinen Knien, um mich zwei Meter weiter genau vor ihm wieder auf den Selbigen nieder zu lassen.
„Du darfst Dich auf den Boden setzen“, gestattet er mir. In seiner Stimme meine ich Anerkennung und Freude zu hören.
Obwohl wir beide es sehr genießen, wenn ich vor ihm knie, nehme ich sein Angebot dankbar an und verändere meine Position wieder zu diesem seitlichen Sitzen, das zwar auf Dauer auch anstrengend sein kann, aber zumindest für den Moment dafür sorgt, dass ich keine Schmerzen mehr in den mittlerweile recht beanspruchten Gelenken meiner Beine habe.
Erneut legt er seine große Hand auf meinen Kopf und beginnt mich liebevoll zu streicheln. Langsam, mit nur leichtem Druck, lässt er seine Fingerkuppen immer wieder von der Stirn und den Schläfen in Richtung Nacken gleiten. Seine Berührung sagt mir, dass alles in Ordnung ist. Dass ich mich entspannen kann. Sie macht diesen Augenblick zu einer Oase.
Und wieder zeigt sich, dass in jedem guten Dom – so auch in meinem – ein Psychologe versteckt ist. Er beginnt ein Gespräch und wie schon so oft gelingt es ihm, mich mit einer gezielten Frage zum Reden zu bringen. Nicht, dass das im Allgemeinen sehr schwer wäre... Der entscheidende Punkt ist jedoch, dass ich ihm Dinge erzähle, die ich bis dahin noch nie ausgesprochen habe. Zum Teil auch solche, die mir bis zu diesem Moment noch gar nicht bewusst waren oder die ich verdrängt habe.
Wie eine Sonne Wärme und Licht, so strahlt er Ruhe und Stärke aus. Diese Gabe in Verbindung mit der Farbe seiner Stimme und den Millionen winziger Funken, die unter meiner Haut tanzen, wenn er mich berührt, macht ihn zu jemand besonderem. Man könnte sagen, er ist mein Kryptonit – im positiven Sinne.
Mein Redefluss verebbt und für eine kleine Weile schweigen wir beide. Seine Hand wandert zu meinem Kinn. Sanft zwingt er mich, meinen Kopf zu heben und seinem prüfenden Blick aus undurchdringlicher Miene zu begegnen.
Himmel! Der Mann sollte als professioneller Pokerspieler sein Geld verdienen! Obwohl... So weit ist er als Jurist ja gar nicht davon entfernt...
Wie gern wüsste ich, was in seinem Kopf vor sich geht!
„Position vier!“
Aha. Da sind wir wieder.
Ohne zu Zögern komme ich seinem Befehl nach.
Bäuchlings auf den Boden legen, die Arme, die in diesem Fall normalerweise neben dem Körper zu sein haben, immer noch auf dem Rücken gefesselt. Es kann nicht sehr elegant aussehen, als ich mich ein Stück nach vorn schiebe, um meine Wange, wie vorgeschrieben, in Höhe seiner Füße auf den Boden legen zu können.
„Du weißt, was Du zu tun hast“, kommt es ein wenig rau von oben.
Oh ja. Das tu ich.
Und der leichte touch von Schmirgelpapier in seinen Worten bestätigt mir, was ich seit unserem kürzlich gemeinsam verbrachten Wochenende ganz stark vermute: Was ich gleich tun werde, macht ihn total an!
Offen bleibt lediglich die Frage, ob er diese Übung ursprünglich nur mit mir durchgeführt hat, um meine Hingabe und Bereitschaft zur Unterwerfung zu testen und ihm dabei aufgefallen ist, dass ihm das besser gefällt, als er vermutet hätte oder ob er das von mir verlangt hat, WEIL es ihn erregt. Vielleicht war das ja auch eine Fantasie, die ihm schon seit längerer Zeit im Kopf herum schwirrte? Hmm...
Auf mich trifft diesbezüglich auf jeden Fall die erste Variante zu, soviel steht fest. Nie im Leben wäre ich von allein auf die Idee gekommen. Und nie hätte ich gedacht, dass es mir gefallen würde!
Sachte streiche ich mit meiner Nase an der Innenkannte seiner Fußsohle entlang. Obwohl ich vom letzten Mal weiß, dass seine Füße gepflegt sind und er vorhin duschen war, brauche ich diesen kurzen Eindruck. Innerlich muss ich ein wenig über mich selbst lächeln. Mein Verhalten hat etwas Prähistorisches an sich. Unsere Vorfahren haben auch immer erst alles beschnüffelt, bevor sie es in den Mund genommen haben.
Nachdem der olfaktorische Test grünes Licht ergeben hat, kann ich mich beruhigt der Aufgabe widmen, seine offenbar nicht kitzligen Füße ausgiebig zu verwöhnen.
Mit der Nasenspitze zeichne ich unsichtbare Muster auf seine erstaunlich weichen Sohlen. Sie sind sauber, warm und trocken. Ich schmiege meine Wange kurz in diese typische Delle, das Fußgewölbe, und mit Hilfe meiner Schulter gelingt es mir, ein bisschen Druck zu erzeugen. Das ist das, was mit den mir momentan zur Verfügung stehenden Mitteln einer Umarmung am nächsten kommt. Ich denke nicht darüber nach, warum. Es ist mir in diesem Moment einfach ein Bedürfnis.
Und dann liegen meine Lippen auf seinem Fuß. Sanft bedecke ich zuerst die Unterseite mit Küssen, bevor ich mich dem Spann und den Zehen zu wende. Vom Sprunggelenk aus arbeite ich mich über den Fußrücken nach vorn, küsse jedes einzelne Glied. Am großen Zeh angekommen lasse ich meine Zunge ein wenig wirbeln, bevor ich mich dem anderen Fuß zu wende und auch diesem meine volle Aufmerksamkeit widme.
Als ich damit fertig bin, zittere ich am ganzen Körper. Nicht weil mir kalt ist, sondern vor Anstrengung. Die vergangenen Minuten haben meinen Bauch- und Rückenmuskeln eine Menge abverlangt. Erschöpft lege ich meine Wange wieder auf den Teppichboden und hoffe, dass mein Herr zufrieden ist.
Mittlerweile schmerzen auch meine Arme ein wenig. Vorsichtig bewege ich die Schultern hin und her, um mir ein wenig Erleichterung zu verschaffen, als ich plötzlich ein Gewicht auf meinem Rücken spüre. Einen Atemzug später habe ich realisiert, dass es seine Füße sind, die er links und rechts von meiner Wirbelsäule platziert hat. Sie geben eine wohltuende Wärme ab.
Mir schießt der Gedanke durch den Kopf, dass ich mich eigentlich erniedrigt fühlen müsste. Aber das ist schlicht nicht der Fall. Stattdessen liege ich hier, nackt, mit dem Gesicht nach unten und gefesselten Händen ganz ruhig auf dem Boden und genieße den Augenblick.
Offensichtlich war ich wiedermal kurz weggetreten, denn plötzlich spüre ich ihn neben mir. Er löst den Karabiner, der meine Handgelenksmanschetten miteinander verbindet und hilft mir, mich auf den Rücken zu drehen. Dann setzt er sich an meine Seite und schaut mich nachdenklich lächelnd an.
„Die Pizza braucht noch ein paar Minuten. Und was machen wir jetzt so lange mit Dir, meine kleine Subbie?“
„Was immer Ihnen gefällt, mein Herr“, antworte ich, wohl wissend, dass es eigentlich eine rhetorische Frage war.
„Gute Antwort, Cat. Und sogar mit der richtigen Anrede. Du lernst wirklich schnell.“
Er grübelt kurz, dann geht ein Grinsen über sein Gesicht und mein sonst durchaus respekteinflößender Herr verwandelt sich vor meinen Augen in einen Lausbub. Oh oh, wenn das mal gut geht... Er steht auf, geht zum ‚Spielzeugkoffer’, wühlt ein bisschen darin herum und kommt schließlich mit etwas silbrigem in der Hand wieder zurück. Es ist die Kette mit den kleinen Klemmen, die wir ganz zu Anfang ausprobiert und an meinen Nippeln für zu klein befunden haben. Allerdings hat sich herausgestellt, dass sie sich weiter südlich ziemlich gut anfühlen...
Sofort drängt sich die Erinnerung an das letzte Mal, als diese Klemmen im Einsatz waren, in den Vordergrund. ‚Position fünf!’ schießt es mir durch den Kopf – genau wie die Feuchtigkeit zwischen meine Beine. Und ganz automatisch gerate ich in Bewegung. Auf dem Rücken bin ich schon mal richtig. Hände an die Seite, Beine gespreizt anwinkeln.
Verdächtige Ruhe.
Nicht gut.
Vorsichtig öffne ich meine Augen, die ich wohl wiedermal unbewusst geschlossen hatte. Und begegne seinem allzu ruhigen Blick. Oh Scheiße... Das spitzbübische Lächeln von gerade eben ist verschwunden. Stattdessen schaut er mich aus leicht zusammengekniffenen, nicht mehr braunen, sondern fast schwarzen Augen an. Die Lippen schmal, um die Mundwinkel wieder dieser strenge Zug... Diesen Ausdruck kenne ich. Und ich beginne zu hoffen, dass die Pizza bald fertig ist...
„Hatte ich etwas von Position fünf gesagt?“
„Nein, mein Herr.“
„Versuchst Du gerade mir vorzuschreiben, was ich mit Dir machen soll???“
Oh nein...
Bitte nicht! Nicht nochmal...
Nur zu gut kann ich mich daran erinnern, wie sauer er damals war, als er eine meiner E-mails missverstanden hatte! Seine Antwort hatte mich dermaßen geschockt, dass ich den ganzen restlichen Tag wie betäubt durch die Gegend gelaufen bin. Die Worte haben sich förmlich in mein Gedächtnis eingebrannt:
‚Sollte ich Dich so verstehen müssen, dass Du mir Vorschriften machen willst, was ich mit Dir anzustellen habe, dann wirst Du mich von einer anderen Seite kennenlernen. Ich werde das mal ganz klar ausdrücken: Du hast zu tun, was Dom Dir sagt. Deine Vorlieben darfst Du mir mitteilen, wenn ich danach frage. Du darfst unterwürfig bitten, wenn ich es Dir erlaube. Aber wehe Du versuchst die Kontrolle zu übernehmen und Dir etwas zu holen, das ich Dir in diesem Moment nicht zugestehe. Wie gesagt, dann wirst Du mich von einer anderen Seite kennenlernen. Eine Entschuldigung ist angesagt!’
Ohne es zu wissen hatte er gleich mehrere Formulierungen verwendet, die meine Kindheit offensichtlich mehr geprägt haben, als mir bis zu diesem Moment bewusst war. Das machte die Sache noch schlimmer für mich, als seine Unterstellung sowieso schon war.
Den Tag, an dem diese mail von ihm kam, werde ich wohl so schnell nicht vergessen.
Innerlich aufgewühlt und gleichzeitig völlig leer ging ich meinen Aufgaben nach. Mehrmals wurde ich in der Stadt von wildfremden Menschen angesprochen, ob es mir gut geht. Und am peinlichsten war es, als ich an der Bushaltestelle stand und erst auf die besorgte Nachfrage zweier Leute hin merkte, dass mir die Tränen über das Gesicht liefen. So konnte ich keinesfalls weiter durch die Gegend laufen. Ich brauchte einen Ort, wo ich meinen Gedanken nachhängen und vielleicht auch weinen konnte, ohne dass das jemandem groß auffallen würde. Und ein solcher war sozusagen direkt vor meiner Nase. Noch nie war ich so dankbar gewesen in einer Stadt zu leben, in der aller zweihundert Meter eine Kirche steht, wie in diesem Moment.
Nach wenigen Schritten betrat ich das etwa tausend Jahre alte Gemäuer und ließ mich dankbar von der Kühle im Inneren umfangen. Wie immer war das Hauptschiff bevölkert von Touristen aus aller Herren Länder. Schnell wandte ich mich von der Masse ab und ging am Altar und dem Taufbecken vorbei in eine der weniger bekannten Seitenkapellen. Die wenigen Fremden, die sich hierher verirren, gehen meist ganz schnell wieder, weil es nicht viel zu sehen gibt. Schmucklose weiße Wände, Bänke und ein schlichtes Kreuz aus hellem Holz mit einer eher unspektakulären Jesusfigur. Davor Blumen. Kein Gold. Eine Enklave der Schlichtheit inmitten des überladenen katholischen Prunks vergangener Jahrhunderte.
Ich ließ mich auf einer der hinteren Bankreihen nieder und zum ersten Mal an diesem Tag gelang es mir, tief durchzuatmen. Die Kühle und Stille dieses Ortes, geschaffen um sich an eine höhere Macht zu wenden, halfen mir, zur Ruhe zu kommen und die Dinge in meinem Inneren zu ordnen. Als ich den Raum nach ungefähr einer Stunde wieder verließ, hatte ich einen Entschluss gefasst. Ich würde seine Regel, während der Arbeitszeit keine privaten mails, SMS oder Anrufe entgegenzunehmen, respektieren. Aber seine generelle Kommunikationsunwilligkeit, die zu akzeptieren mir sowieso schon schwer fiel, musste an diesem Tag hintenan stehen. Dies war nichts, was man in einer weiteren E-mail klären sollte. Ich hatte den Mut gefunden, ihn um ein Gespräch zu bitten.
Am Abend dieses schrecklichen Tages telefonierten wir das erste Mal miteinander.
Wie soll ich ihm nur klar machen, dass ich weit davon entfernt bin, ihm irgendetwas vorschreiben zu wollen?
Ich schaue ihn an und versuche, alles was ich jetzt gern sagen würde, mit meinen Augen und meiner Stimme zu vermitteln:
„Nein, mein Herr.“
Für ein paar Sekunden sehen wir uns an und es gelingt mir tatsächlich, seinem Blick stand zu halten. Es scheint, als ob ich es geschafft hätte. Die Gewitterwolken auf seiner Stirn verziehen sich.
„Beine zusammen und ausstrecken. Arme hinter den Kopf“, ordnet er mit wieder freundlicher Stimme, aber in nach wie vor herrlich bestimmten Ton, an. „Wir werden jetzt noch ein bisschen testen, wo Du empfindlich bist.“
Ooookaaay...
Klingt eher nach Spaß für ihn als für mich.
Obwohl ich weiß, dass ich bestimmt gleich nicht mehr lachen werde, muss ich ein bisschen in mich hinein grinsen, weil er mich manchmal eben doch an einen kleinen Jungen erinnert. Zu sehen, dass er Spaß daran hat, verschiedene Utensilien und Methoden an und mit mir auszuprobieren, erfüllt mich mit Freude. Johannes ist in dieser Hinsicht so völlig anders als mein Mann, der zwar mir zuliebe ein paar kleine Schritte in den BDSM-Bereich mitgemacht hat, dem aber schlicht und ergreifend nichts abgewinnen kann. Es tut so gut, endlich kein schlechtes Gewissen mehr haben zu müssen! Zu wissen, dass es ihm genauso gut gefällt wie mir, ist ein Segen. Zwar sind da noch ein paar Fantasien in meinem Kopf, bei denen ich sogar bei ihm sehr stark daran zweifle, ob er das gut finden würde – aber ich habe mich schon fast damit abgefunden, dass diese Dinge wohl immer Fantasien bleiben werden. Sowas gibt es wahrscheinlich nur in Filmen...
Szszszsfh....
Meine schon wieder wild umherschweifenden Gedanken werden schlagartig unterbrochen, als ein scharfer Schmerz in meiner linken Brust meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt.
„Hach, ist das schön, dass Du da so empfindlich bist. Das gefällt mir“, kommentiert mein Herr und seine Augen leuchten. „Aber das wissen wir ja schon.“ Systematisch arbeitet er sich nun mit den Klammern und seinen Fingern vom Ellenbogen abwärts, über die Unterseite des Oberarms und die Achselhöhle bis zurück zum Busen. Er zwickt und kneift und drückt. Mal fester, mal sanfter, mal mit weniger und mal mit mehr Fläche meiner Haut. Am meisten Erfolg hat er an der Unterseite meines Oberarms. Als er dort kräftig hineingreift und zudrückt, ist der Schmerz so stark, dass ich die Kontrolle verliere. Sämtliche Muskeln scheinen sich zu verkrampfen und ein Schmerzenslaut entweicht mir. „Aha! Da haben wir etwas gefunden“, kommt es gelassen von ihm. „Interessant, dass es mehr weh tut, wenn ich mehr Haut nehme.“ Da kann ich ihm nur zustimmen. Ich dachte auch, dass das eigentlich andersherum sein sollte. Aber na gut.
Jetzt versucht er, die Klemmen an der Außenseite meiner linken Brust zu befestigen. Aber so richtig funktioniert das nicht. Die Greifflächen rutschen immer wieder ab. Wow! Ich hätte nicht gedacht, dass die Haut dort nach zwei Kindern immer noch so straff ist. Einen ähnlichen Gedanken scheint er auch gerade gehabt zu haben. Er grinst mich an: „Du hast einen Sicherheits-Busen!“
Das Lachen bricht aus mir heraus und japsend bringe ich hervor: „Ja, ein Emanzen-Knie UND einen Sicherheits-Busen.“ Bei dem Insider-Witz über mein kaputtes Knie, welches der Grund dafür ist, dass ich schon seit meinem achten Lebensjahr nicht mehr ohne Schmerzen knien oder hocken kann – für eine Sub ziemlich unpraktisch – geht endgültig jeder Ernst der Situation verloren und wir kichern beide haltlos vor uns hin.
Als er sich kurz darauf erhebt, um endlich seine Pizza aus dem Ofen zu holen, blicke ich ihm lächelnd hinterher und kann nur einmal mehr den Kopf darüber schütteln wie es mir gelungen ist, einen solchen Mann kennenzulernen. Wer hätte gedacht, dass solche Internet-Plattformen wirklich funktionieren...
Mit seinem Essen betritt er wieder das Wohnzimmer, setzt sich an den Esstisch und heißt mich, auf dem Boden neben ihm Platz zu nehmen.
Es ist, glaube ich, das erste Mal, dass mich der Duft von Pizza nicht in Versuchung führt. Da wir schon mehrfach gemeinsam italienisch essen waren, kann es an seiner Gegenwart allein nicht liegen, auch wenn diese, im positiven Sinne, durchaus zur Verringerung meines Appetits beiträgt. (Hey, vielleicht ist der Mann ja tatsächlich die langersehnte Lösung meines Figurproblems?) Oder ist der Spinat schuld, den irgendein Frevler meinte auf das gute Essen legen zu müssen? Wie kann man nur...?!
Völlig entspannt und zufrieden sitze ich an seiner Seite. Die Hände auf den Oberschenkeln, meine Schläfe ganz leicht an sein Bein gelehnt. Ein paar Minuten herrscht Ruhe. Während er isst liegt seine freie Hand auf meinem Haar. Seine Finger bewegen sich langsam in kleinen Kreisen. Gleich fange ich an zu schnurren...
Und schon ist es wieder vorbei.
Wie immer hat er schnell gegessen. Als er plötzlich kommentarlos aufsteht und zum Regal an der gegenüberliegenden Wand geht, frage ich mich leicht irritiert, was er jetzt vor hat. Mit einem Buch in der Hand kommt er zurück und setzt sich wieder auf den Stuhl. Ich bezweifle, dass er mir etwas vorlesen will...
Richtig.
„Da das vorhin noch nicht so richtig geklappt hat, üben wir das jetzt noch ein bisschen“, sagt er lächelnd und legt mir das Werk auf den Kopf. Dann beginnt er ein Gespräch. Wir unterhalten uns über alles Mögliche. Er stellt mir Fragen zu meiner Vergangenheit und gibt sogar ein paar Dinge über sich selbst preis. Und während wir reden, fällt das Buch ein paar Mal runter. Wider Erwarten kommentiert er das überhaupt nicht. Tut so, als ob nichts wäre. Das verunsichert mich zwar ein wenig, da das Gespräch aber ganz normal weiterläuft, entspanne ich mich immer wieder, lege das Buch wieder auf meinen Kopf und verdränge den Gedanken an eventuelle Folgen meiner Fehler.
Die Situation ist so locker, trotz Buch auf dem Kopf so annähernd normal, dass ich mich im Lauf unserer Unterhaltung immer freier fühle und weniger darauf achte, was genau ich sage. Erst als er mich irgendwann unterbricht und mich darauf hinweist, dass ich die korrekte Anrede vergessen habe, wird mir bewusst dass ich vergessen habe, was wir hier eigentlich tun. Au weia... Von diesem Moment achte ich sehr darauf, immer das ‚Sie’ zu verwenden und jeden Satz mit ‚Herr’ abzuschließen. Wenn man nur in kurzen, einzelnen Sätzen auf einzelne Fragen antwortet, ist das kein so großes Problem. Aber in einer ausgewachsenen Konversation eine fast unlösbare Aufgabe. Vielleicht bemerkt auch er, wie schwer mir das fällt. Ich weiß nicht, ob er das Gespräch beendet, weil es aufgrund meiner nun wieder gesteigerten Bemühungen um die korrekte Form ein wenig ins Stocken geraten ist, oder ob er einfach keine Lust mehr hat.
Mit der Bemerkung „Und jetzt gehen wir ins Bett“ macht er sich auf den Weg ins Bad. Damit hatte ich noch nicht gerechnet. Da mir aber das Gefühl, absolut nicht müde zu sein, in seiner Gegenwart genauso vertraut ist wie nicht vorhandener Hunger, nehme ich das als gegeben hin. Hinzu kommt, dass er morgen, im Gegensatz zu mir, früh im Büro sein muss. Welches Recht habe ich also, ihm seinen Schlaf zu rauben?
Ein bisschen traurig, dass unser Spiel für heute schon wieder zu Ende sein soll, rapple ich mich auf, sammle das schmutzige Geschirr ein, das er hat stehen lassen und mache mich auf den Weg in die Küche. Nie hat er von mir verlangt, solche Tätigkeiten zu verrichten und ich bin mir auch ganz sicher, dass er das nie tun würde! Genau deswegen mache ich es. Dieses Verhalten von ihm, das mich im täglichen Zusammenleben zu einem Wutanfall treiben würde, nehme ich in unserer speziellen Situation lächelnd zur Kenntnis und finde eine gewisse innere Befriedigung darin, ihm auch auf diese Weise stillschweigend zu dienen. Mag sein, dass gerade das im Vergleich zu meinem ‚richtigen Leben’ abartiger scheint, als so manch andere Dinge, die wir gemeinsam tun oder die noch in den dunkelsten Ecken meines Hirns lauern. Ich habe mich damit abgefunden und es aufgegeben, diese Dinge weiter zu hinterfragen.
Nach dem Zwischenstopp in der mehr oder weniger ungenutzten Küche führt mein Weg in den Flur, wo üblicherweise meine Tasche steht. Ich greife nach meinem Handy und ziehe mich wieder ins Wohnzimmer zurück, um meiner besten Freundin – heute wieder in der Funktion als cover – Bescheid zu geben, dass es mir gut geht.
„Du bist aber früh dran heute“, schallt es mir bereits nach dem zweiten Klingeln erstaunt entgegen. In aller Kürze berichte ich ihr von den Ereignissen des Abends. Wenn möglich versuche ich, diese Kontroll-Meldungen so hinzubekommen, dass er es nicht mithören muss oder zumindest so tun kann, als hätte er es nicht mitbekommen, wenn er das möchte. Ich kann mir vorstellen, dass es für ihn unangenehm ist, von vornherein damit leben zu müssen, dass einem ein gewisses Misstrauen entgegen gebracht wird. Natürlich ist ihm klar, dass es sich dabei um eine grundlegende Sicherheitsmaßnahme handelt. Und ich bin relativ überzeugt davon, dass er mich sogar für verantwortungslos gehalten hätte, wenn ich nicht bereits vom allerersten Treffen an für ein größtmögliches Maß an Rückendeckung gesorgt hätte. Trotzdem bin ich der Meinung, dass ich ihm die Tatsache, dass jemand ihm potenziell schlechte Absichten unterstellt, nicht direkt unter die Nase reiben muss, wenn es vermeidbar ist. Er weiß, dass ich abgesichert bin. Das reicht.
Schnell beende ich das Gespräch und husche wieder in den Flur. Noch trage ich mein Halsband! Mein Herr mag es nicht, wenn ich trödle. Und ich möchte ihn nicht provozieren. Jedenfalls heute noch nicht...
Die Erfahrung meiner ersten Nacht mit ihm hat mich gelehrt, mich niemals wieder ohne etwas Unterhaltsames nieder zu legen, wenn wir gemeinsam schlafen gehen. Im Lauf der Zeit ist das zwar von Mal zu Mal besser geworden, aber die Angst, nochmal mehrere Stunden vollkommen wach neben ihm zu liegen und nichts zu tun zu haben, um die Zeit bis zum Morgen zu überbrücken, ist einfach zu groß.
Also schnappe ich mir mein Buch, Taschenlampe, mp3-player und Handy, um sie schon mal auf meinem Nachttisch zu platzieren.
In diesem Moment öffnet sich die Badtür. Mein Herr steht vor mir – aber so richtig nach schlafen sieht er nicht aus. Dafür leuchten seine Augen viel zu sehr hinter dem Glas der auffälligen Brille. Er wirft einen Blick, den ich nicht so richtig deuten kann, auf die Gegenstände in meiner Hand.
„Das brauchst Du jetzt nicht! Komm...“, und bedeutet mir, ins Schlafzimmer voran zu gehen.
Auf dem Bett liegt ein großes Handtuch. Und auf seinem Nachttisch eine schwarze Kerze...
... neben einem Feuerzeug und einer Rolle schwarzen Bondage-Tapes.
Das Arrangement spricht für sich selbst, weshalb seine wortlose Geste in Richtung des quer über das Bett gebreiteten Handtuchs fast ausreichend ist.
Aber nur fast.
„Auf den Rücken oder auf den Bauch, mein Herr?“ frage ich in der leisen Hoffnung, er würde sich heute vielleicht mal meiner Rückseite widmen. Abgesehen vom Po ist diese nämlich bisher von ihm völlig unangetastet geblieben.
Als Antwort bekomme ich einen wissenden Blick. „Auf den Rücken natürlich“, sagt er in leicht ironischem Ton, „ich möchte nicht, dass du es zu sehr genießt!“
Mist. Durchschaut.
Dabei würde ich so gern mal probieren, wie sich das Wachs auf meiner Hinterseite anfühlt.
Weil wir meine Reaktionen auf der Vorderseite bei einem der vergangenen Treffen schon getestet haben und ich demzufolge weiß, was in etwa auf mich zu kommt, krabble ich mit etwas gemischten Gefühlen auf das Bett. Einerseits froh, dass das Spiel doch noch nicht beendet ist und voller Vorfreude auf den Effekt, den es auf mich haben wird, andererseits ein bisschen ängstlich, weil mir völlig klar ist, dass die Flüssigkeit ziemlich heiß ist und mein Zucken und Wimmern ihm sehr gefällt. Ich weiß, dass er meine Grenzen ausreizen wird. Trotzdem vertraue ich ihm vollkommen.
Mein Herr setzt sich auf seine Seite des Bettes. Den Rücken in Ermangelung eines Kopfteils an die Wand gelehnt, die Beine ausgestreckt und an den Knöcheln überkreuzt. Das große Badetuch zieht er ein Stück über seine Oberschenkel.
„Den Kopf auf meine Beine.“
Gehorsam begebe ich mich in die geforderte Position. Zu wissen, dass er während des nun Folgenden ganz nah bei mir sein wird, erfüllt mich trotz einer gewissen, nicht zu leugnenden Nervosität, mit Ruhe. Paradox.
„Setz Dich noch einmal auf“, kommt es sanft aber bestimmt von ihm. Er greift nach meinen Handgelenken und schließt sie hinter meinem Rücken wieder zusammen. „Und wenn Du etwas sehen kannst, macht es ja gar keinen Spaß, oder?“ Mit diesen Worten greift er nach der Rolle mit dem glänzenden, schwarzen Tape.
Früher, als ich noch nicht wusste, dass dieses spezielle Material nur auf sich selbst, nicht aber an Haut oder Haaren klebt, empfand ich Bilder, auf denen jemand auf diese Art und Weise gefesselt war, als brutal. Gerade im Bereich des Gesichtes. Ich ging immer davon aus, dass es sehr schmerzhaft sein müsse, das Band wieder zu entfernen. Als ich dann aber Johannes kennenlernte und er mir in einer seiner ersten Mails schrieb, dass er lieber mit Tape fesselt, weil Seile zum Teil deutliche Spuren hinterlassen können, kam ich ins Zweifeln. Es war zwar sonnenklar, dass seine Neigung deutlich sadistisch ist, dennoch machte er keinen brutalen Eindruck. Und die Spuren von Seilen kannte ich schon. Also musste es sich um eine Wissenslücke meinerseits handeln, was dieses spezielle Klebeband betraf. Und so war es auch.
So ist es zu erklären, dass das Geräusch, wenn ein Stück des Bandes abgerollt wird, für mich nur noch im positiven Sinne gänsehautverursachend ist.
Mein Herr legt das glatte, kühle Material auf meine Augen, spannt es einmal relativ straff um meinen Kopf und wickelt dann noch zwei oder drei Lagen obendrüber. Jetzt kann ich absolut nichts mehr sehen. Ich liebe diesen Zustand. Und dieses Gefühl. Diese Art von Augenbinde liegt wunderbar an und kann im Gegensatz zu beispielsweise diesen schlafmaskenartigen Modellen nicht verrutschen. Was mir sehr wichtig ist, denn es ist extrem ablenkend, wenn man sich mitten in der schönsten Session mit einer verrutschenden Augenbinde herumärgern muss. Und die leichte Enge um den Kopf herum scheint mir zusätzlich zu helfen, meine sich oft verselbstständigenden Gedanken im Zaum zu halten.
Ich lege mich wieder hin, rücke meine Hände unter meinem Körper zurecht und harre der Dinge die da kommen. Auf merkwürdige Weise fühle ich mich nun noch geborgener als vorher. Die gefesselten Hände sind entspannend, weil man sich keine Sorgen mehr darum machen muss, was man damit tun soll. Und mit dem Entzug meiner visuellen Wahrnehmung werden wie immer all die anderen Sinne geschärft.
Zipp...
Das Geräusch des Feuerzeuges dicht neben meinem Ohr lässt mich zusammenzucken.
Oh Himmel...
Vor meinem geistigen Auge sehe ich, wie die Fläche um den Docht herum allmählich schmilzt und beginnt, einen kleinen, schwarzen See zu bilden. Einen verdammt heißen See.
Und schon spüre ich es.
Aaaaahhhh...
Das Wachs ergießt sich in das Tal zwischen meinen Brüsten.
Ich beiße die Zähne zusammen. Will nicht schon bei den ersten Tropfen jammern. Das Wissen, dass der Schmerz nicht weniger werden wird, macht die Sache auch nicht gerade leichter. Zwar lässt die allererste Empfindung, die einem fast die Sinne raubt, recht schnell wieder nach, weil das Wachs rasch erkaltet. Aber vom letzten Mal ist mir noch gut in Erinnerung, dass es in diesem Bereich meines Körpers keine einzige Stelle zu geben scheint, die dieser Herausforderung gewachsen wäre.
Wieder und wieder lässt mein Herr die heiße Flüssigkeit auf mich tropfen. Anfangs wirkt es planlos. So, als ob er um jeden Preis verhindern möchte dass ich erahnen kann, welche Region als nächstes dran ist. Ab und zu verrät mir das Knistern des Dochtes, wo sich seine Hand mit der Kerze befindet. Die meiste Zeit über habe ich aber keine Ahnung.
Mit dem Fortschreiten dieser gefühlten Unendlichkeit erkenne ich jedoch irgendwann ein System. Sorgfältig zieht er Linien über meinen Körper. Von der linken Brust zum rechten Knie, vom linken Knie zur rechten Brust. Und ein Ypsilon von den Hüften zum Halsansatz.
Jedes Mal wenn der Abstand zum nächsten Tropfen etwas größer wird, steigt die Anspannung fast ins Unermessliche, weil ich gelernt habe, dass sich dann eine größere Menge geschmolzenen Stearins ansammelt, die er dann auf einmal ausgießt. Das sind die Momente, in denen ich die Kontrolle über mich selbst total verliere. Die Muskeln in meinen Beinen führen ein Eigenleben und meiner Kehle entrinnen ungewollt Schmerzenslaute. Zähne zusammenbeißen hilft dann nichts mehr.
Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen die Schmerzen, als er eine größere Menge Wachs in den Leisten platziert.
Grrrrrr....auuuuuaaaaa!
Genau dort, wo auch das Waxing zur Haarentfernung immer am meisten weh tut und am ehesten Spuren hinterlässt, hat er einen meiner Schwachpunkte gefunden.
Ich kann nicht mehr.
Als er die Kerze ausbläst empfinde ich zuerst nur Dankbarkeit und Erleichterung.
Und wieder erstaunt es mich, dass er genau den richtigen Moment dafür gefunden hat. Er hat meine Grenze, von der ich selbst vorher nicht wusste, wo sie liegt, gerade so nicht überschritten. Den Bogen bis zur Höchstgrenze der Belastbarkeit gespannt, aber nur so weit, dass die Sehne nicht reißt.
Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit vergeht, während er mich streichelt, ob es nur wenige Minuten sind oder eine halbe Stunde. Das weiß ich nie. Dieses Phänomen gehört zu den Dingen, die das Zusammensein mit Johannes so einzigartig und wertvoll machen.
Langsam und liebevoll bewegen sich seine warmen Hände über meinen Kopf und Oberkörper. Beruhigen mich, machen mir Gänsehaut, erregen mich. All mein Fühlen folgt seinen Fingerspitzen.
Und bevor ich überhaupt realisiert habe, dass etwas fehlt, höre ich wieder das Feuerzeug.
Ich hätte wissen müssen, dass er es mir nicht so einfach machen würde.
Als mich erneut ein Strom heißen Wachses trifft, hat jegliches Denken ein Ende. Alle Energie, die mir noch zur Verfügung steht, investiere ich in den Versuch mit dem Schmerz klar zu kommen, den mein Gehirn aus den Signalen meiner protestierenden Synapsen produziert.
Wehrlos bin ich der tropfenden Kerze ausgeliefert. Und ich habe nicht mehr viel entgegen zu setzen. Immer schwerer wird es, die plötzliche, enorme Hitze auf der Haut zu verarbeiten und in etwas Positives umzuwandeln. Ab und zu registriere ich am Rand meines Bewusstseins, dass meine Beine wild zucken. Warum hat er sie nicht auch...
AAAAAUUUUUAAAA!!!
AUA
aua
Scheiße, tut das weh!
Ich könnte nicht sagen, wohin genau auf meine linke Brust er das Wachs hat laufen lassen, aber es fühlte sich ziemlich zentral an.
Nach wenigen Sekunden ist es vorbei. Was bleibt ist das Wissen, dass er kein Mann für halbe Sachen ist.
Je länger es dauert, bis die andere Seite an der Reihe ist, desto nervöser werde ich. Es ist nur eine normalstarke Kerze – ewig kann er es also eigentlich nicht raus zögern. Und trotzdem... Ich merke, dass ich mich total verkrampft habe. Sämtliche Muskeln sind angespannt, die Fersen in die Matratze gerammt.
Und dann...
AAAAAAAAAAAAAAAAAAUUUUUUUUUUUAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!!!!!!!!!!!
Der Schmerz in meiner rechten Brust raubt mir fast die Sinne.
Keinen Schimmer, ob ich geschrien habe oder nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Aber ich befürchte es. Mühsam unterdrücke ich das Schluchzen, dass ich aufsteigen spüre. Unter dem Tape sammeln sich Tränen in meinen Augen.
Und dann höre ich, wie mein Herr die Kerze auspustet.
Gottseidank.
Es dauert einen Moment, bis mein Atem sich wieder beruhigt hat.
Zzzzipp...
Das Geräusch des Feuerzeuges dicht neben meinem Ohr kommt zwar unerwartet, aber es erschreckt mich nicht wirklich. Dafür bin ich viel zu fertig. Fix und fertig. Irgendwie weigere ich mich zu glauben, dass es noch weitergehen soll. Hoffe, dass er nur meine Reaktion testen will und vertraue darauf, dass er mich mittlerweile gut genug kennt. Obwohl mein rechter Nippel immer noch weh tut, mache ich ganz bewusst keine Anstalten, mich zu wehren. Möchte ihm zeigen, dass ich ihm vertraue.
Nichts passiert.
Dann höre ich, wie Feuerzeug und Kerze wieder auf dem Nachttisch abgelegt werden.
Es ist vorbei.
Nach ein paar tiefen Atemzügen zwinge ich mich, mich zu entspannen. Horche in meinen Körper hinein und gebe mir Mühe, die Spannung in meinen Muskeln zu lösen.
Wieder streichelt er mich. Es scheint, als ob er dabei einige größere Wachsflächen von meinem Bauch, meinem Busen und den Beinen lösen würde.
Allmählich komme ich wieder zu mir.
Vorsichtig löst mein Herr die Fesseln, die meine Handgelenke zusammenhielten und entfernt erst danach das Tape. Das ist sehr rücksichtsvoll von ihm. So kann ich mit den Händen meine Augen bedecken, die nach der künstlichen Dunkelheit auch geschlossen sehr empfindlich auf das Licht der Nachttischlampe reagieren
Und dann nimmt er mich in den Arm.
Meine Wange an seiner Schulter liegen wir eine ganze Weile still und eng umschlungen. Innerlich lasse ich die Ereignisse des Abends Revue passieren.
Was in seinem Kopf vorgeht, kann ich nur mutmaßen. Allzu weit voneinander entfernt können unsere Gedanken aber nicht gewesen sein, denn in einem Tonfall, der stark an Winnie Puh mit einem vollen Honigtopf erinnert, stellt der Mann an meiner Seite voller Genugtuung fest:
„Vorhin mit dem Wachs haben wir es kurz geschafft, Deinen Kopf auszuschalten. Da hast Du die Kontrolle verloren.“
So habe ich das noch gar nicht betrachtet.
Ich denke über seine Worte nach und versuche, sie mit meinen Erinnerungen in Einklang zu bringen. Aber so richtig funktioniert das nicht. Diese Art von Sex, dieses Spiel, ist wie ein Traum: Wenn man mitten drin ist, unheimlich intensiv. Aber sobald man aufwacht, man also nach dem Höhenflug wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen ist, tritt sofort das Vergessen ein. Es legt sich eine Art Nebel um das Erlebte und nur der grobe Kern bleibt noch eine Weile in Erinnerung.
Ok, ganz so schlimm wie bei einem Traum ist es dann doch nicht. Aber das Prinzip ist das Selbe. Mir wird klar, dass ich nicht direkt beurteilen kann, inwieweit mein Kopf endlich mal abgeschaltet war. Aber einige Indizien sprechen dafür, dass Johannes richtig liegt. Schön. Das ist für uns beide wichtig. Meinen Kopf zur Ruhe zu bringen ist die absolute Grundlage, wenn das hier funktionieren und auch mir irgendwann einen Höhepunkt im engeren Sinne bescheren soll.
Kurz darauf schickt er mich ins Bad, um mir die anthrazitfarbenen Wachsspuren vom Körper zu waschen.
Als ich mich aufrichten will merke ich, wie die Substanz beginnt, in kleinen Plättchen von mir abzubröckeln. Und das im Bett. Super! Wie komme ich denn jetzt ins Bad, ohne das Zeug in der ganzen Wohnung zu verteilen? Da hätte die Putzfrau ja was zu erzählen... Also ist wieder Akrobatik angesagt. Gottseidank sind unter meinen Polstern auch ein paar Muskeln versteckt. Also: Vorsichtig wieder auf den Rücken legen, das Handtuch obendrauf, mit den Armen und Händen an den Körper pressen und dabei langsam und mit möglichst sparsamen Bewegungen aus dem Bett erheben. Ich sehe bestimmt total elfengleich aus dabei! Mann, ist das peinlich! Und er weiß das ganz genau. Grinsend beobachtet er mich und meine Bemühungen. Immerhin ist er feinfühlig genug, sich jeden Kommentar zu verkneifen.
Als ich dann endlich in der Wanne stehe, komme ich beim Schließen der Duschwand um einen Blick in den Spiegel nicht herum. Gott! Ich sehe ja aus wie ein Super-Dalmatiner! Horror! Wie kann er das nur schön finden? Dazu kommt noch, dass er beim Streicheln ja schon einige große Wachsplatten von mir runtergeholt hat. Den Haufen habe ich auf dem Nachttisch liegen sehen. Da kann ja nicht mehr viel von meiner Haut zu sehen gewesen sein.
Schleunigst wende ich den Blick wieder ab und vertreibe das Bild mit dem herrlich heißen Wasser der Dusche.
Wenig später liege ich wieder neben ihm.
Er ist eindeutig müde, aber er schläft noch nicht. Ich kuschle mich an. Und wie immer halte ich es nicht sehr lange so komplett ruhig aus. Während wir noch ein paar träge Sätze miteinander wechseln, wandert meine rechte Hand über seinen Körper.
Er hat zwar deutlich mehr von Adonis als ich von Aphrodite, trotzdem ist auch er von Perfektion ein ganzes Stück entfernt. Und das ist gut so, weil es mir sonst noch schwerer fallen würde, mich ihm nackt zu präsentieren, als es das ohnehin schon tut. Man merkt seinem Körper an, dass er sich zu wenig bewegt. Aber man merkt auch, dass ihm sein Äußeres nicht egal ist. Diese Mischung ist sympathisch. Und sie fühlt sich ziemlich gut an! Ich kann meine Finger nicht von ihm lassen. Ihn zu streicheln ist für mich genauso selbstverständlich wie atmen. Ich denke gar nicht darüber nach. Jedenfalls meistens nicht.
Aber in dem Moment, in dem ich eine Reaktion spüre, schaltet mein Hirn von stand-by auf online.
Jetzt achte ich darauf, welche Bahnen meine Hand auf seinem Körper zieht. Überlege mir genau, was ich tu.
Es fühlt sich an wie Satin auf poliertem Edelstahl, als ich meine Finger mit sanftem Druck um seinen Schwanz schließe...
Mein Herr schläft noch.
Ich liege auf meiner Seite seines Bettes.
Der Blick aus dem Fenster zeigt nach wie vor Dunkelheit. Aber es ist Herbst. Ich werde mich wieder daran gewöhnen müssen, ohne Tageslicht am Morgen zurecht zu kommen.
Also greife ich nach meinem Handy, das zusammen mit meinem mp3-player und meinem Halsband neben mir auf dem Nachttisch liegt. 7:12 Uhr.
Wow! Ich habe tatsächlich mehr oder weniger durchgeschlafen. Nachdem ich in der ersten mit ihm verbrachten Nacht vor sechs Wochen so gut wie gar nicht schlafen konnte, wurde es von Mal zu Mal etwas besser. Ob das nun daran liegt, dass ich mich allmählich an ihn, seinen Rhythmus und seine immer noch stark pulsschlagerhöhende Gegenwart gewöhne oder schlicht an der Tatsache, dass unsere Spiele immer intensiver werden… Ich weiß es nicht.
Vielleicht ist es die Kombination aus beidem. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass mein Herr sehr bemüht ist mir zu helfen, meinen Kopf auszuschalten. Die Kontrolle abzugeben. Auch wenn ich das zu Anfang nicht wahrhaben wollte, scheint er tatsächlich mit einem Recht zu behalten:
Der Weg aus mir selbst heraus führt offensichtlich über den Schmerz.
Nie hätte ich geglaubt, dass ich mir freiwillig weh tun lassen würde! Und nie im Leben hätte ich diese Wirkung für möglich gehalten. Zwar hatte ich schon davon gehört, dass es Menschen gibt, denen der Schmerz Lust bereitet – deswegen wollte ich es ja gern mal ausprobieren. Und in gewissem Maß trifft das in meinem Fall ja auch zu. Aber von Entspannung war nie die Rede! Dass ich mich nach einem Spiel mit meinem Herrn so entspannt fühlen würde wie nach zwei Wochen Urlaub ohne meine Kinder… Wenn man mir das vor anderthalb Monaten gesagt hätte…
Wie glücklich war ich gestern Abend, als wir nach dem Spiel mit dem Wachs beieinander lagen und er feststellte, dass es uns tatsächlich gelungen sei, mich für ein paar Augenblicke die Kontrolle verlieren zu lassen. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir das nicht bewusst. Aber er hatte Recht. Als das heiße Wachs der schwarzen Kerze meine Nippel traf, verlor ich meine Beherrschung.
Und noch immer suche ich nach dem richtigen Wort.
„Das war recht anstrengend heute, oder?“ fragte er mich, als ich kurz vor dem Einschlafen ruhig in seinem Arm lag.
War es das?
Das Einzige an diesem langen, vergangenen Abend, das ich wirklich so bezeichnen würde, war das Halten der Position drei. Stehend, die Beine zusammen und durchgestreckt, den Rücken im 90°-Winkel und gerade, Blick nach vorn, die Hände ziehen die Pobacken auseinander. Für meine Begriffe die schlimmste der bisher fünf Grundpositionen. Demütigend, weil es mir unangenehm ist, meinen von zwei schweren Geburten stark in Mitleidenschaft gezogenen Intimbereich derartig zu präsentieren. Einem Mann, der diese Naturgewalten noch nicht miterlebt hat und bisher höchstwahrscheinlich nur Frauen in unversehrtem Zustand gesehen hat. Und anstrengend, weil die Muskeln in den Beinen in dieser Haltung bereits nach kürzester Zeit brennen.
Im Geist gehe ich den vergangenen Abend noch einmal durch – und muss mich dabei durch diesen ominösen Nebel kämpfen. Das Führen an der Kette der Brustklemmen; der Kampf gegen den Würgereiz, als ich ihn mit meinem Mund befriedigen durfte und der Stolz, ihm Erlösung verschafft zu haben, das erste Mal seinen Samen in meinem Rachen zu spüren; das Buch, das mir vom Kopf fiel und die folgende Bestrafung mit dem Rohrstock auf die Brust, die mich bis an die Grenzen dessen brachte, was zu ertragen ich fähig war; die Freude über mein Halsband; die Wartezeit bis die Pizza fertig war; die friedlichen Momente die ich zu seinen Füßen verbrachte, während er aß… Und natürlich das Spiel mit dem Wachs. Heißes Stearin auf meinem Bauch, meiner Brust, meinen Leisten und meiner Scham.
Nein. Anstrengend trifft es nicht. Ich finde kein Wort, dass diese unfassbare Mischung aus Adrenalin und Endorphinen passend beschreibt.
Was zählt, ist das Ergebnis. Eine tiefe Entspannung. Und eine latente Erregung…
Vielleicht war es auch Letztere, verstärkt durch die Bewegungen und Geräusche, die mein Herr machte, als ich ihn zuletzt mit meiner Hand verwöhnte, die es mir dieses Mal schwer machte, in den Schlaf zu finden. Wie könnte es mich kalt lassen ihn zu streicheln, sein Geschlecht zu liebkosen und zu sehen, wie es sich unter meiner Berührung zu seiner vollen Größe entwickelt. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen. Aber ich hörte seine Reaktionen: Ein Seufzen, tiefes Atmen, eine Art wohliges Schnurren, das sich zu einem Knurren entwickelte, Keuchen und dann Stöhnen. Ich fühlte die Vibrationen der Geräusche in seinem Bauch und spürte, wie auch er nach und nach seine sorgfältig gewahrte Beherrschung verlor. Genoss es, dass er sich in meiner Gegenwart fallen ließ, seiner Lust nachgab und mir die Seite von sich zeigte, die sonst gut verborgen unter Anzug und Krawatte schlummert. Während er unaufhaltsam dem Höhepunkt entgegen strebte, krallten sich seine Finger in meine Seite…
… und da war er wieder, der Schmerz.
Mittlerweile halte ich es durchaus für möglich, dass ich irgendwann wirklich um mehr bitte. Bettle, meinen Herrn anflehe, nicht aufzuhören. Dass das „Bitte, bitte, bitte weiter!“, welches er früher am Abend von mir hören wollte, irgendwann tatsächlich auch so gemeint ist.
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