Es ist der Abend vor dem ersten Advent.
Meine Finger gleiten über die Tasten des Flügels. Anfangs noch ein bisschen zögernd, dann mutiger. Ich bin mutterseelenallein in dem Gemeindehaus, kurz nach zehn Uhr abends. Niemand wird es hören, wenn ich einen Fehler mache. Aus dem Kopf, weil ich ja nicht ahnen konnte, dass ich die Gelegenheit haben würde mich an einen Flügel zu setzen, spiele ich die Melodie, welche die Abreise Frodos, Gandalfs und der Elben von den Grauen Anfurten zu den Gestaden des Westens begleitet.
Lay down your sweet and weary head.
Night is falling, you’ve come to journey’s end...
Depressiver Kitsch? Mir doch egal! Ich liebe diesen Song. ,Ein kleiner grüner Kaktus’ war noch nie mein Fall, genauso wenig wie ,Das rote Pferd’ oder irgendwelche sogenannten Sommerhits, die krebsrote, dummdämlich grölende Besoffene zwischen den Sandkörnern irgendwelcher Touri-Bratstationen zum Besten geben.
Obwohl ich den ganzen Tag gesungen habe – heute bei einem Gospelworkshop – geht es meiner Stimme noch erstaunlich gut und der alte Bechstein lässt selbst mein stümperhaftes Spiel einigermaßen annehmbar klingen. So kann ich mich mangels Zuhörerschaft fast sorglos von der Musik davon tragen lassen.
Sleep now, and dream of the ones that came before;
They are calling from across the distant shore...
So gut wie vergessen ist das merkwürdige Gefühl, ganz allein in diesem fremden Haus zu sein. Alle meine Mitsänger und auch Patrick, der es geschafft hat, einen Haufen Weiber (und drei Kerle) zwölf Stunden lang bei der Stange und überwiegend bei Laune zu halten, sind bereits auf dem Heimweg, während ich noch auf Johannes warte.
Meine Nervosität ist unbeschreiblich.
Während meine Hände wie ferngesteuert die richtigen Tasten finden und die schwermütige Melodie mich einhüllt, sind meine Gedanken bei ihm. Wie wird er heute drauf sein? Infantil und zu dummen Scherzen aufgelegt? Düster und distanziert? Oder mal wieder ganz der Gentleman von Welt? Es wird mir nichts anderes übrig bleiben, als abzuwarten und mich dann schleunigst auf das einzustellen, was mich erwartet. Noch nie ist mir ein Mensch begegnet, der derartig schwer zu durchschauen oder vorherzusehen war.
Eine Welle der Unsicherheit und Besorgnis überflutet mich, als mein Blick mein neben der Tür bereitstehendes Gepäck streift. Es ist sozusagen die Manifestation meiner Inadäquatheit. Ein Rollkoffer, dem man seine Herkunft als Werbegeschenk deutlich ansieht, die Handtasche ein billiges Plagiat, erworben auf einem türkischen Souk und obenauf die selbst gefaltete Box aus einfachem, weißen Papier. Abgesehen von dem peinlichen Gepäck ist es deren Inhalt, welcher mich ein wenig beklommen sein lässt. Sie enthält eine etwa anderthalb Meter lange Kette aus kleinen, in stundenlanger Kleinarbeit aus schmalen Papierstreifen gefertigten, weißen und roten Fröbelsternchen und naturbelassenen Holzperlen. Immerhin haben wir tatsächlich schon Advent. Und seine möbliert gemietete Wohnung ist zwar grundsätzlich ganz schön, aber total seelenlos. Ja, ja, ich weiß. Männer haben es in der Regel nicht so mit Dekokram. Und erst recht nicht mit weihnachtlichem. Wobei ich ja die Theorie vertrete, dass sie es durchaus mögen, das jedoch nicht zugeben können... Aber die Vorstellung, dass er so lange nichts Schönes von den nahenden Feiertagen mitbekommt, bis er zu seiner Familie in die Heimat fliegt, finde ich schrecklich. Was also tun? Zumal es nichts auffällig persönliches sein darf, damit seine Freundin, wenn sie ihn besuchen kommt, keinen Verdacht schöpft. Also brauchen wir etwas relativ schlichtes, unverfängliches, trotzdem für ihn und mich bedeutungsvolles – und es darf möglichst so gut wie nichts kosten, weil das alljährliche Familien-Weihnachtskontingent eigentlich schon komplett verplant ist. Was schenkt man einem Mann, der sich alles kaufen kann, was er will? Abgesehen von mir selbst... Zumal ich ihm sowieso schon mehr gehöre, als er auch nur ahnt. Und mich in Dessous mit einem Schleifchen versehen selbst als Geschenk zu präsentieren, ist definitiv nicht mein Stil. Nun liegt das Produkt einiger fast schlafloser Nächte – wer hat schon tagsüber Zeit für solche Dinge? – in der weißen Papierschachtel und macht mich zusätzlich nervös. Keine Ahnung, ob er so etwas grundsätzlich mag. Ich weiß genau, dass er zu höflich ist, mich auszulachen oder etwas Negatives dazu zu sagen. Aber ich habe Angst vor dem kurzen Überraschungsmoment, in dem man in seinem Gesicht sehen kann, was er denkt. Vielleicht wäre es ja besser, einfach nicht dabei zu sein, wenn er es öffnet. Abwarten... Das wird sich schon irgendwie finden...
Inzwischen ist das Lied so gut wie beendet.
And all will turn to silver glass, a light on the water,
grey ships pass into the west.
Die letzte Harmonie erfüllt den Raum und ich lausche ihr nach, bis sie gänzlich verklungen ist.
Ein Blick auf das Handy – zwanzig nach zehn. So ganz langsam könnte ich ja hier mal die Schotten dicht machen. Halb elf wollte er da sein und allzu lang draußen zu stehen empfiehlt sich angesichts der aktuellen Temperaturen nicht. Erst recht nicht in Anbetracht der Tatsache, dass ich nur einen knielangen Rock trage. Warum? Ganz einfach: Ich möchte meinem Herrn gefallen. Eine Kleidungsvorschrift für heute habe ich nicht erhalten, aber er hat mir kürzlich erzählt, dass er Röcke mag. Also bemühe ich mich, seinen Vorlieben zu entsprechen. Zu dem sehr weiblichen Kleidungsstück aus dunkelbraunem Cord trage ich hohe, schwarze Stiefel und ein langärmeliges, beigefarbenes Shirt mit einem tiefen V-Ausschnitt. Meine dunkelbraune Manschette und ein Edelstahl-Ring an einem braunen Satin-Band um meinen Hals vervollständigen das Ensemble. Darüber kommt nun noch ein weiter Pullover, schon fast eine Art Poncho, braun meliert, mit dreiviertellangen Ärmeln und einem Wasserfall-Kragen. Das Teil ist genial. Weiblich und elegant, trotzdem versteckt es wunderbar meine Hauptproblemzone und wärmt angenehm ohne zu überhitzen. Ich gefalle mir darin.
Sorgfältig decke ich den ehrwürdigen Flügel wieder ab, stelle sicher, dass alle unsere Spuren aus dem Raum beseitigt sind, lösche nacheinander sämtliche Lichter hinter mir, schließe dann ab und werfe dem Pfarrer den Schlüssel in den Briefkasten. Perfektes Timing! Denn gerade als ich die das Haus umgebende Grünanlage durchquert habe und meine Jacke überwerfen will, tauchen die Lichter des Autos an der Straßenecke auf.
Gott, warum kann eine Begegnung mit Johannes nie ganz normal sein? Nie so, wie mit anderen Leuten? Warum schaffe ich es kaum, ihm in die Augen zu sehen? Meine Knie wackeln und meine Zunge scheint plötzlich gelähmt zu sein. Vielleicht setzt auch einfach nur mein Hirn mal eben aus? Das wäre auf jeden Fall eine Erklärung für mein garantiert total debiles Grinsen, das ich in solchen Momenten jedes Mal in meinem Gesicht vorfinde, wenn ich wieder zur Besinnung komme. Mann, ist das peinlich!
Selbst, als er seine Kopf-an-die-Brust-legetechnisch nahezu perfekten 1,90 m aus dem winzigen Car-Sharing-Auto – Elefantenrollschuh träfe es wohl eher – hievt, wirkt er cool, elegant und irgendwie weltmännisch. Wie macht er das nur? Bei mir würde das wahrscheinlich aussehen wie eine Tafel Ritter-Sport im billigen Tchibo-Imitat einer Tupperdose: quadratisch, praktisch, gut trifft auf Schrott made in China. Na gut, im Fall des heutigen Fahrzeugs wäre das dann Schrott made in France, aber wir wollen hier ja keine Haare spalten...
Sein übliches, leicht gedehntes „Haaallooo!“ holt mich in die Realität zurück. Bevor ich überhaupt so richtig begriffen habe, dass er bereits vor mir steht, hat er sich schon mein Gepäck geschnappt und in das Auto verfrachtet. Ich sollte wirklich ganz dringend etwas gegen dieses teeniemäßige Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom unternehmen... Diese Anwandlungen in seiner Gegenwart sind wirklich nicht mehr normal.
Obwohl keine Menschenseele in der Nähe ist, was eigentlich auch egal wäre, weil uns hier sowieso niemand kennt, war das vorerst alles zum Thema Begrüßung. Keine Umarmung, kein Kuss. Nun ja. Der Mensch darf hoffen. Ich beschließe, es für heute auf die Kälte zu schieben und tu es ihm gleich, indem ich mich in die winzige, französische Blechbüchse auf vier Rädern quetsche. Es ist mollig warm. Die Heizung scheint also zumindest anständig zu funktionieren. Während ich mich verrenke, um mich meiner Jacke in Richtung Rückbank zu entledigen, komme ich zu dem Schluss, dass der Hersteller dieses Autos seinen Sitz bestimmt in Nordfrankreich hat.
Jo hat derweil die Adresse des Hotels an das iPad verfüttert, das heute mal wieder als Navi her halten muss. „Sag mal, spinnen die?“, meint er entgeistert und deutet auf die graphische Darstellung der Route, „Wir sollen mit der Fähre über den Fluss!?“ Fragend schaut er mich an. „Das kann schon sein. Wo ist denn das Hotel?“ Da sich darum immer er kümmert und ich den Überraschungseffekt ehrlich gesagt durchaus genieße, habe ich mir bisher keine Gedanken darum gemacht. Innerlich liege ich ihm schon wieder zu Füßen, als mein Herr sich in seinem Sitz zurücklehnt und dem flachen, nur schulheftgroßen Wunderding der Technik in seiner Hand mit wenigen Berührungen seiner Fingerspitzen die gewünschte Information entlockt. In seiner dunklen Jacke und dem stahlblauen Kapuzenshirt darunter sieht er unverschämt gut aus. Seine Finger bewegen sich zielstrebig über die gläserne Oberfläche. Da ist keine Unsicherheit. Sie treffen genau die entscheidenden Stellen. In diesem Moment wäre ich so gern an der Stelle des iPad’s...
Vielleicht sind Touch-Screen-Geräte ja von Natur aus subbiemäßig veranlagt? Und wenn ja, bin ich dann automatisch Switcher, weil ich sowas besitze und benutze? Fragen über Fragen...
Ein Blick auf das Display bestätigt, dass er tatsächlich ein Hotel in einem Touristen-Städtchen auf der anderen Seite des Flusses als Unterkunft gewählt hat. Aus meiner Studienzeit, in der ich das zweifelhafte Vergnügen hatte, sämtliche tourismusrelevante Einrichtungen eben dieser Stadt kartieren und kategorisieren zu dürfen, kenne ich die Zimmerpreise in dem Ort und spontan wird mir ein bisschen übel. „Für den Fall, dass Du gern noch ein bisschen was von der Landschaft sehen und dabei ungefähr achtzig Kilometer Umweg möchtest, würde ich die orange Route empfehlen. Solltest Du aber noch vor Mitternacht ankommen und etwas von dem schönen Zimmer haben wollen, bin ich für die grüne Variante.“
So verläuft die Fahrt anfangs eher schweigsam. Er ist sowieso eher der wortkarge Typ und zusätzlich momentan vollauf damit beschäftigt, den Anweisungen der ortskundigen Software zu folgen. Und ich... Ich frage mich mal wieder, ob der holde Gatte meiner besten Freundin vielleicht doch nicht so falsch lag als er mich fragte, was ich denn da so pro Stunde verdiene. Mein einziger Trost ist, dass kein Mann, der noch alle Nadeln an der Tanne hat, jemanden mit meiner Figur für bezahlten Sex engagieren würde.
Endlich auf der Fähre und unausweichlich eingekeilt zwischen den anderen Nachtschwärmern auf vier Rädern, scheint er sich erstaunlicherweise etwas zu entspannen. Es fühlt sich ein bisschen komisch an, als er – offensichtlich geübt darin – einen belanglosen Smalltalk beginnt. Wie es mir geht, will er wissen, wie der Workshop war und ob Patrick sich wieder irgendwelche Eskapaden geleistet hat. Okay, ich gebe zu, die Frage nach meinem Befinden macht Sinn. Auch der Rest, obgleich ich weiß, dass es ihn nicht wirklich interessiert. Was mich stört ist, dass es so aufgesetzt wirkt. Als ob er eine Checkliste abarbeiten würde. Irgendwie macht mich das traurig. Ich spüre, dass er mit seinen Gedanken ganz woanders ist. Aber noch kann ich damit umgehen. Es ist nicht das erste Mal, dass seine Aura dunkle Ränder zu haben scheint und bisher hat sich das fast immer im Lauf unserer gemeinsamen Stunden verflüchtigt. Vielleicht hat mich das Schicksal deswegen zu ihm geführt? Damit wir uns gegenseitig helfen? Vielleicht sind wir gegenseitig der Kochlöffel zwischen Topf und Deckel, der das Überkochen verhindert? Ich beschließe, ihm noch ein bisschen Zeit zu geben.
Mit einem Mal aus den Gedanken gerissen zucke ich leicht zusammen, als er unvermittelt sagt: „Eigentlich ist es ganz gut, dass wir das heute erst mal mit dem geliehenen Auto ausprobieren. Dann weiß ich beim nächsten Mal, ob ich mein schönes neues Auto wirklich diesem schwimmenden Blechhaufen hier anvertrauen kann.“
„Äh... Hab ich was verpasst?“
„Nein, noch nicht. Ich hab nur gestern mein Auto bestellt. Leider bekomme ich es erst im März“, antwortet er völlig ungerührt.
Ich bin total konsterniert. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“
„Doch! Warum?“ Seine Miene zeigt tatsächlich nur einen fragenden Ausdruck und ich bin mir nicht sicher, ob er mich wirklich nicht versteht, oder ob er sich nur gewaltig zusammenreißt, obwohl er sich innerlich vor Lachen schüttelt.
„Das erzählst Du mir so ganz nebenbei? Du hast Dir mal eben ein Auto gekauft....“ Ärgerlicherweise gelingt es mir nicht, die Spur von Neid aus meiner Stimme zu verbannen. „Du hast mit keinem einzigen Wort davon gesprochen! Kein Prospekt, keine Pro-und-Contra-Listen... Nichts! Wie lange hast Du denn schon darüber nachgedacht?“ Auweia, jetzt höre ich mich an wie eine verärgerte Ehefrau. Scheiße!
„Weiß nicht genau. Eine Weile eben.“
„Hm...“
„Und dann war ich heute noch in meinem Lieblingsladen“, fügt er schelmisch grinsend hinzu.
„Der mit dem angebissenen Apfel?“
„Genau.“
„Und will ich wissen, was Du dort gemacht hast? Wenn Du freiwillig unter Menschen gehst, dann doch bestimmt nicht nur zum stöbern...“
„Unverschämtheit!“, ruft er lachend.
Unterdessen haben wir fast das andere Ufer erreicht. Der Geldeinsammel-Typ, warm eingepackt in Jacke und Mütze als ob wir in Sibirien wären, hat seine Runde durch die Reihen der Autos beendet und stapft jetzt wieder in sein Häuschen, ganz offensichtlich um die Ampel auf gelb zu stellen, welche das Verlassen der Fähre ankündigt.
„Aber Du hast wie immer Recht“, sagt Jo vergnügt. „Ich hab mir einen neuen Laptop bestellt. Das Auto ist schwarz mit Silber, da passt der weiße nicht mehr so gut dazu.“
Sprach es und startet den Motor.
Gottseidank. Möge der Herr verhüten, dass ich meine spitze Zunge mal wieder nicht im Zaum halten kann! Während des Anlege- und Runterfahrmanövers sind wir beide zu beschäftigt, um zu reden. Das gibt mir die Zeit mich wieder zu fangen und meine Verständnislosigkeit unter einer Maske von höflichem, nur leicht belustigtem Interesse zu verbergen. Was soll das??? Warum tut er das? Daheim auf seinem Wohnzimmertisch steht ein wunderschöner, voll funktionstüchtiger, weißer Laptop. Der Kerl scheint tatsächlich einen an der Waffel zu haben. Dass er finanziell keine Sorgen hat, war mir schon klar. Allerdings hatte ich bisher nicht den Eindruck, dass er Krösus ist!
Den Rest des Weges lasse ich ihn in seiner kindlichen Freude von seinem neuen Auto schwärmen und genieße einfach seine Anwesenheit. Genau wie seinen Geruch und seine Stimme. Hmm... Diese Stimme!
Endlich am Zielort angekommen parken wir direkt vor dem Hotel. In diesem Moment bin ich dankbar dass er bald sein eigenes Auto haben wird, denn der kleine Hüpfer, mit dem wir heute unterwegs sind, wirkt vor der schönen Fassade des Gebäudes ein bisschen lächerlich. Im Stillen bewundere ich mal wieder Johannes’ Selbstbewusstsein. Ich hätte mich mit diesem Auto garantiert irgendwo um die Ecke hin gestellt.
Gentlemanlike, wie immer, hilft er mir schnell in meine Jacke und hebt mein Gepäck aus dem Kofferraum. Dabei fallen mir ein paar typische auffällig-unauffällige Plastiktüten ins Auge. Gegen das Grinsen, das sich unweigerlich auf meinem Gesicht ausbreitet, bin ich völlig machtlos. Zum einen ist das der Vorfreude geschuldet. Klar. Das zu leugnen wäre völlig sinnlos. Zum anderen ist es aber auch mal wieder typisch Jo, derartige Dinge nicht ein bisschen langfristiger zu planen. Hätte man die Einkäufe nicht schon vorher auspacken und sinnvoller verstauen können? Oder zumindest eine geeignete Tasche im Auto deponieren? Männer! Belustigt harre ich der Geistesblitze, die da kommen mögen... Kurz schaut er unschlüssig zwischen mir, unserem Gepäck und den Tüten hin und her, um dann mit einem gebrummelten „Die hole ich später“ die Kofferraumklappe schwungvoll zu schließen.
Wie sich direkt im Anschluss herausstellt, war das eine seiner besseren Ideen. Der Mensch hinter dem Empfangstresen ist derartig schmierig und aufdringlich, dass ich beginne mich zu fragen, ob ich Jo falsch eingeschätzt habe. Vielleicht ist er doch krasser drauf als ich dachte und will mit dem Typen meine Unterwürfigkeit testen!? Igitt! Wenn der mich anfassen würde, bräuchten wir glattweg kein Gleitgel mehr...
Extrem kurz angebunden erledigt Johannes das Einchecken.
Es ist mir absolut unbegreiflich wie der Kerl an der Rezeption nicht merken kann, dass sein Gegenüber ganz offensichtlich nicht an einem Gespräch interessiert ist. Für mich jedenfalls fühlt es sich so an, als ob Jo’s Aura aus Damaszenerstahl bestünde.
Habe ich vielleicht wirklich ein Subbie-Gen, das den sogenannten normalen Menschen fehlt? Hat mich die Natur, der liebe Gott oder wer auch immer geschaffen, um mein gesamtes Denken, Fühlen und Handeln auf einen ganz bestimmten anderen Menschen auszurichten? Wie, zum Teufel, kann es sein, dass ich mich am liebsten in das nächste Mauseloch verkriechen würde, während der Schleimbeutel mit dem Namensschild völlig unbeeindruckt weiter schwafelt?
Der Mann greift nach dem Zimmerschlüssel. Unwillkürlich mache ich eine geistige Bestandsaufnahme meiner Handtasche um mir darüber klar zu werden, ob ich das kleine Päckchen mit den Unterwegs-Sagrotan-Tüchern noch einstecken habe.
„Dann bringe ich Sie mal nach oben“, meint er munter und wendet sich in Richtung des Fahrstuhls. Okay... Das kenne ich nur aus Hollywood-Filmen. Mit fragend hochgezogenen Augenbrauen wende ich mich an meinen Herrn, doch der zuckt nur mit den Schultern. Während der kurzen Fahrt in die zweite Etage und bis zu unserem Zimmer ganz am Ende des Flurs wird der Hotelmensch nicht müde, uns immer und immer wieder zu erklären, was für ein Glück wir hätten, dass jemand kurzfristig storniert habe und wir deshalb ein größeres Zimmer mit toller Aussicht bekämen.
Guter Mann, die Aussicht ist mir völlig egal!, denke ich.
In aller Ruhe und noch immer vor sich hin schwadronierend schließt er das Zimmer auf und geht vor uns hinein. Ich komme mir vor wie ein geistig behindertes Vorschulkind, als er uns haarklein erklärt, wo sich sämtliche Lichtschalter wofür befinden, wie die Fenster funktionieren, der Fernseher einzuschalten sei und die Mischbatterie in der Dusche zu handhaben. Dann bleibt er abwartend mitten im Wohnbereich stehen. Was denn jetzt noch? Moment mal... Will der jetzt etwa Trinkgeld? Für nichts? Unser Gepäck haben wir schließlich selbst getragen. Unschlüssig suche ich Johannes’ Blick, doch der ist vorgeblich ganz damit beschäftigt, pflichtschuldigst die Aussicht zu bewundern.
„Die Heizanlage wurde, genau wie die Fenster, im Sommer erneuert“, wendet sich der übereifrige Typ im roten Strick-Pullunder mit Zopfmuster und viel zu engen Hosen nun an mich. „Ist ihnen nicht ein bisschen warm?“ „Äh... Nein. Noch nicht“, antworte ich, obwohl mir der Schweiß schon seit Minuten in Strömen den Rücken runter läuft. Will er jetzt sein Trinkgeld in Naturalien? Verwirrt und Hilfe suchend schaue ich wieder zu Jo. Der grinst –
und komplimentiert den Kerl eher weniger freundlich und definitiv sehr bestimmt hinaus.
Kaum ist die Tür ins Schloss gefallen, dreht er sich wieder zu mir um. Auf seinem Gesicht liegt ein Ausdruck von Autorität und Lust, der meine Knie weich werden lässt. Langsam kommt er auf mich zu. Er wirkt nicht bedrohlich, aber auf jeden Fall imposant. Gebannt rühre ich mich nicht vom Fleck und muss schließlich fast den Kopf in den Nacken legen um den Blickkontakt nicht zu verlieren, als er ganz dicht vor mir stehen bleibt. Lange schaut er mich forschend an. Was sieht er noch außer der Dankbarkeit dafür, dass er mich letztlich doch von dem Hotelheini erlöst hat?
Dann setzt er sich, noch immer mit Jacke, in einen der Sessel.
„Ausziehen! Schnell!“, kommt sein knapper Befehl.
Während ich seiner Anordnung eilig Folge leiste, beobachtet er mich. Mich innerlich vor Scham windend, weil ich auf diese Art keine Chance habe, meine Problemzonen irgendwie zu verbergen, greife ich gerade nach dem Saum des dünnen, beigefarbenen Shirts, als er unvermittelt „Halt!“ ruft. Was hatte ich falsch gemacht?
„Langsam drehen!“
Okay... Ganz langsam drehe ich mich um und bleibe mit dem Rücken zu ihm stehen. Mein Puls rast jetzt und in meinen Adern kocht das Adrenalin. Was soll das werden?
„Weiter drehen! Langsam!“
Meine Atmung ist alles andere als langsam, als ich mich zwinge, mich ruhig und mit winzigen Trippelschrittchen in Zeitlupe um mich selbst zu drehen. Nach weiteren fünfhundertvierzig Grad , das Gesicht nun wieder meinem Herrn zugewandt, sagt er wieder „Halt!“. „Einen sehr schönen Rock hast Du heute an, Subbie“.
„Danke, mein Herr“, erwidere ich verlegen.
Jetzt, wo er mein Outfit tatsächlich bemerkt hat, ist es mir peinlich, DASS er es bemerkt hat. Das spricht definitiv nicht für die Klamotten, die ich sonst trage. Irgendein weiser Mann hat mal gesagt < Hüte Dich vor Unternehmungen, die neue Kleidung erfordern>. Es ist schon eine Weile her, dass ich diesen Spruch irgendwo gelesen habe und damals dachte ich, dass das doch eine recht engstirnige Herangehensweise sei. Die letzten Monate haben mir allerdings zu denken gegeben. Mehr als ein Mal kam es vor, dass wir die Lobby eines Hotels betraten und ich mich, trotz sorgfältiger Auswahl meines Outfits, völlig deplatziert fühlte. Liegt das daran, dass ich die Welt von vier und fünf Sternen nie als die meine erachtet habe? Aufgewachsen in dem Bewusstsein, zum einfachen Volk zu gehören, waren schöne Hotels für mich, wenn überhaupt, eher Gegenstand juveniler Pretty-Woman-Fantasien als auch nur ansatzweise etwas, das in absehbarer Zeit zu erleben ich mir je vorgestellt hätte. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass es dem Betreiber im Prinzip völlig egal ist, wer in dem Zimmer schläft und wie derjenige aussieht – Hauptsache er bezahlt. Dennoch fühle ich mich wie Aschenputtel, wenn ich in einer nobel-durchgestylten Eingangshalle stehe, die Männer in schicken Anzügen und die Frauen in Highheels um mich herum sehen aus und duften, als seien sie gerade der Vogue entsprungen und selbst Johannes, seines Zeichens ganz sicher kein Konsument von Modemagazinen und in Kleidungsfragen eher praktisch veranlagt, fügt sich perfekt ins Bild.
Bin ich oberflächlich wenn ich mir wünsche, in diese Welt zu passen?
Noch immer ruht der Blick meines Herrn auf mir. Es ist, als ob er meine Gedanken gelesen hätte.
„Weitermachen!“, befiehlt er ruhig.
Stück für Stück entblöße ich mich, bis ich nackt vor ihm stehe. Vollkommen nackt. Mit den Hüllen ist auch mein letztes bisschen Sicherheit gefallen. Obwohl es warm genug in dem Zimmer ist, zittere ich am ganzen Körper, als ich so völlig blank mitten im Raum stehe, während er in voller Montur in dem schwarzen Ledersessel residiert und jeden Zentimeter meines Körpers zu studieren scheint. Eine halbe Ewigkeit. Wortlos.
„Du darfst jetzt ins Bad gehen und Dir den langen Tag abwaschen. Ich gehe derweil zum Auto und hole die restlichen Sachen. Du musst nicht hetzen, aber trödele bitte auch nicht. Alles klar, Subbie?“
„Ja, mein Herr!“
Dankbar schnappe ich mir meine Kosmetiktasche und sehe zu, dass ich Land gewinne.
Das Badezimmer ist ein Traum in grüß-weiß und braun. Wow. So etwas habe ich bisher nur in Katalogen gesehen. Fast wie ein Wohnzimmer mit Waschbecken und Duschkabine. Es verkörpert genau die richtige Mischung aus Professionalität und familiärem Flair – und ich fühle mich augenblicklich wohl. Ab unter die Dusche. Gott, tut das gut! Ein paar Minuten stehe ich einfach nur unter dem heißen Strahl und tu gar nichts. Ja, ja, ich weiß – das ist Wasserverschwendung. Vielleicht ist es die Tatsache, dass etwa fünfzig Meter entfernt Unmengen von Wasser Richtung Nordsee strömen, die mich mein unökologisches Verhalten ausnahmsweise tolerieren lässt.
Viel schwerer wiegt das Schuldbewusstsein als mir klar wird, dass ich vor lauter Entspannung und Genuss nun doch getrödelt habe. Mist! Jo kann es gar nicht leiden, wenn ich ihn warten lasse. In Windeseile erledige ich die notwendigen Waschungen, putze mir, eingehüllt in ein paradiesisch riesiges, weiches, duftendes Badetuch, schnell die Zähne, ein Spritzer Parfum – fertig. Den Föhn spare ich mir.
Fast noch dampfend trete ich wieder in das Zimmer. Der Anblick, der sich mir bietet, ist in seiner Schlichtheit atemberaubend schön.
Vor der Fensterfront, die den Blick auf die Berge, den Fluss und die sich in ihm spiegelnden Lichter der Stadt am anderen Ufer frei gibt, sitzt Johannes wieder in dem schwarzen Ledersessel. Die mittlerweile bloßen Füße versinken fast in dem flauschigen Teppich. Mein Blick wandert an den langen Beinen in den dunklen Jeans hinauf und bleibt dann an der verheißungsvoll ausgebeulten Stelle in der Mitte hängen. Am liebsten würde ich mich sofort vor ihn knien und ganz langsam und genüsslich einen Knopf nach dem anderen öffnen... Hmm...
Ich reiße den Blick fast schon gewaltsam los und werde ein kleines Stück weiter oben sogleich dafür belohnt. Die grauen Strähnen in seinem ansonsten dunklen, vollen Haar schimmern silbern in der indirekten Beleuchtung und harmonieren perfekt mit dem stahlblauen Shirt. Und die auffällige Brille gibt dem Ganzen den letzten Kick.
Heilige Scheiße! Vor mir sitzt mein eigener George Clooney!
Wie kann es sein, dass dieser wunderschöne, intelligente und liebenswerte Mann sich mit MIR abgibt!? Er hätte doch wirklich jede andere haben können...
„Bist Du fertig, meine Kleine?“, fragt er offensichtlich ungeduldig, jedoch mit diesem gewissen dunkel-verheißungsvollen Unterton.
Oh ja... Aber so was von!
Offensichtlich wird nicht nur bei Männern das Hirn abgeschaltet, wenn sich das Blut weiter südlich sammelt, denn mein Sprachzentrum scheint momentan akut unterversorgt zu sein. So reicht es nur für ein Nicken anstelle einer Antwort.
„Das heißt ,Ja, mein Herr’ oder ,Nein, mein Herr’“, weist er mich prompt zurecht. „Muss ich Dich denn schon wieder daran erinnern?“
„Nein, mein Herr.“ Nun ja, immerhin habe ich ein Krächzen zustande gebracht. Beschämt senke ich den Kopf. Mann, erst ein paar Minuten und ich habe schon wieder etwas falsch gemacht! Mist! Wie kann es sein, dass mich dieser Kerl derartig aus der Fassung bringt?
„Komm her zu mir“, sagt er rau und zeigt auf den Boden zwischen seinen Füßen. Bis ich bei ihm bin hat er ein Kissen hinter seinem Rücken hervor gezogen und auf den Boden geworfen. Aha – es sieht so aus, als ob ich eine Weile auf den Knien vor ihm verbringen würde.
Die kleine Sub auf meiner Schulter beginnt sich wie eine Katze zu räkeln und zu schnurren.
Ich knie zu seinen Füßen nieder und erst jetzt nehme ich mein Halsband in seiner Hand wahr. Peinlich! Ich war derartig abgelenkt von der straff gespannten Knopfleiste in seinem Schritt, dass mir das geliebte Stück schwarzen Leders total entgangen ist.
Mein Herr beugt sich zu mir hinunter. In ergebener Vorfreude neige ich meinen Kopf, damit er das äußere Zeichen unserer Verbundenheit um meinen Hals schließen kann.
„Damit es Dir leichter fällt, Dich an Deine Stellung zu erinnern, meine kleine Subbie“, meint er zärtlich. Mein Gesicht in seinen Händen, mit den Daumen sanft über meine Wangenknochen streichend, hält er meinen Blick eine ganze Weile fest. Mehr sagt er vorerst nicht und von meinen Gefühlen überwältigt bin sogar ich ausnahmsweise still. Für den Sturm in meinem Inneren gibt es gerade keine Worte.
Die Intensität meiner Zuneigung überrascht mich selbst, zumal man sich bei ihm nie wirklich sicher sein kann, woran man ist. Im einen Augenblick liebevoll, im nächsten kühl und unnahbar. Selten lässt sich sagen, was den Umschwung verursacht hat. Ich werde den Verdacht nicht los, dass ihm etwas mächtig schwer auf der Seele liegt. Aber was? Was kann so schlimm sein, dass er nicht mit mir darüber sprechen kann? Mehr als so vieles andere wünschte ich mir, er würde mit mir reden und die dunkle Wolke etwas lichten, die so oft über ihm zu hängen scheint.
„Du hast sooo schöne Augen...“ Seine Stimme klingt wie heiße Schokolade.
Das hat mir das letzte Mal jemand gesagt, als ich siebzehn war. Und damals war es als Trost gedacht, weil beim Klamottenshoppen mal wieder Frust angesagt war.
„Eigentlich schade, sie zu verdecken. Aber wir machen das heute trotzdem. Ich hab Dir nämlich eine Überraschung mitgebracht“, kündigt er geheimnisvoll lächelnd an. Ich kann nicht mehr verhindern, dass meine Augenbrauen fragend in die Höhe schießen. Bisher hatten es seine Überraschungen immer ziemlich in sich – man verzeihe mir also meine leichte Skepsis.
Noch immer lächelnd lehnt er sich wieder in den Sessel zurück. „Greif doch mal in die Tüte da“, sagt er und deutet auf die kleinere der Plastiktaschen. Brav, aber vorsichtig, stecke ich meine Hand in die Verpackung. Wer weiß, was er sich wieder ausgedacht hat!? Am Ende hat er um diese Jahreszeit tatsächlich irgendwo Brennnesseln aufgetrieben!? Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste...
Was ich ertaste ist im ersten Moment undefinierbar. Glatter Stoff, fast wie ein Badeanzug. Daneben etwas glattes Hartes. Dann ein Gitter!? Eine Art kleines Sieb. Was soll das denn? Schließlich treffen meine Finger auf Gummi oder Silikon oder so was in der Art. Auf jeden Fall auch glatt, aber kühl und irgendwie schlabberig.
Das ist doch wohl nicht... Doch... Ist es... Oh, mein Gott...
Was ich schließlich aus der Tüte ziehe, ist der Inbegriff meiner geheimsten Fantasien. Bestandteil von etwas, das mich schon vor einigen Jahren zum Psychologen getrieben hatte, damals mit dem Wunsch, gewisse ,perverse Alpträume’ aus meinem Kopf zu vertreiben. Ich halte in der Hand, was ich schon vor langer Zeit fest in einer Box verschlossen und im hintersten Winkel meiner Seele vergraben hatte. In der schmuddeligsten Schmuddelecke der Ü18-Abteilung in der Videothek hat der Blick ab und zu mal ein entsprechendes Cover gestreift und jedes Mal Empfindungen hervorgerufen, die ich lieber nicht genauer ergründen wollte.
All diese Dinge hatte ich Johannes vor Monaten bei einem unserer ersten ausgedehnten, post-coitalen Eigentlich-müssten-wir-aufstehen-und-uns-anziehen-und-was-essen-gehen-Gespräche unter viel Rumgedruckse gebeichtet. Ich hatte solche Angst, dass er das total abartig finden würde! Zumal ein anderer Dom in einem Forum zu diesem Thema mal äußerte: ,Ich will doch die Schönheit meiner Sub betonen, nicht sie verstecken!’ Das hatte mir sehr zu denken gegeben. Wie anormal war ich denn, wenn schon die Perversen diese Dinge pervers fanden?
Die fast schon lakonische Reaktion meines Herrn auf diese meine geheimsten Fantasien machte mich unendlich glücklich. Bis heute weiß ich nicht, ob er vielleicht doch geschockt war, sich aber mir zuliebe betont gelassen gegeben hat, oder ob ich gar ausgesprochen habe, was er selbst nicht wahr haben wollte? Optional stünde natürlich auch reine Neugier und Experimentierfreudigkeit zur Debatte.
Mit dem Beweis für seine ,capacité d' écoute’ in der Hand knie ich vor meinem Herrn und habe Mühe, meine Emotionen im Griff zu behalten.
Die schwarze Kopfmaske hat eine Front aus recht festem, fast schon harten Leder, an der ein stark dehnbarer Stretch-Stoff befestigt ist, welcher den Kopf komplett umschließt. Angesichts des Reißverschlusses am Hinterkopf bin ich spontan dankbar für meine noch feuchten Haare. Den zu schließen, ohne dass ein paar Strähnen darin hängen bleiben, dürfte eine Herausforderung werden. Für die Nase gibt es eine leicht vorgeformte Ausbuchtung mit metallgefassten Nasenlöchern. Was ich beim Tasten als eine Art Sieb wahr genommen habe, ist der Metall-Einsatz über den Augen und – ach herrje! – wahlweise über dem Mund. Wahlweise, weil abknöpfbar. Statt der silbrig-glänzenden Lochplatte lässt sich nämlich ein Knebel anbringen. Aber nicht einfach ein ordinärer Ball! Nein. Dieses Modell hier kenne ich bisher nur aus einer Geschichte, die das Allererste war, was ich mir seinerzeit aus dem Internet gezogen habe und sich unterdessen als reichlich zerlesene Einschlafhilfe in einem Schnellhefter präsentiert. Bei dem Knebel handelt es sich um ein nach innen gerichtetes – und derzeit ziemlich schlaffes – Kunstglied, das über die festzuknöpfende Lederplatte mit einem Pumpschlauch samt Ventil verbunden ist.
Scham.
Angst.
Freude.
Schuld.
Entsetzen.
Vorfreude.
Neugier.
Ekel.
Panik.
Faszination.
Glück.
Aufregung.
Wieder Scham.
Und Erregung.
Nicht zu leugnende, unwiderlegbare Erregung.
Ich kann es nicht fassen... Er hat es sich gemerkt. Und er hat es tatsächlich getan! Woher hat er das Selbstbewusstsein, so etwas in aller Ruhe im Laden auszusuchen und dann auch noch bei einem Kassierer ganz normal zu bezahlen!? Ich würde vor lauter Peinlichkeit im Boden versinken! Kondome, Gleitgel oder einen Dildo zu kaufen ist ja heutzutage kein Problem mehr. Bei Handschellen sagt auch kaum noch jemand was. Aber eine Maske! Und dann auch noch mit so einem Knebel! Das ist dann doch schon sehr weit weg von ,normal’...
Mannomann, das Teil sieht ja schon gruselig aus. Schrecklich schön. Damit sehe ich doch nicht mehr menschlich aus! Das kann ihm doch nicht allen Ernstes gefallen!?!?!?!?
„Subbie, ich weiß was Du jetzt denkst“, kommt es vollkommen ruhig und mit dem Anflug eines Lächelns in der Stimme von Johannes.
Oh... Tut er das? Ich war derartig in meinen Betrachtungen versunken, dass ich für einen Augenblick alles um mich herum vergessen habe.
„Hör bitte auf Dir Sorgen zu machen! Ich habe Dir damals versprochen, dass ich nichts tun werde, was mir selbst nicht gefällt, nur um Dir eine Freude zu machen – und ich halte mich daran. Ich habe es nicht vergessen und ich weiß, wie wichtig Dir das ist. Verstanden?“
Beschämt senke ich den Kopf. „Ja, mein Herr“, bringe ich mühsam hervor.
„Schau mich an!“, befiehlt er sanft.
Als ich es endlich schaffe, den Kopf wieder zu heben und ihm in die Augen zu schauen, beugt er sich wieder zu mir hinab und drückt mir zärtlich einen Kuss auf den Scheitel.
Dann beginnt er wieder zu sprechen und seine Stimme in Verbindung mit seinem Duft erschafft eine Art Kokon, der mir augenblicklich Ruhe und Sicherheit gibt.
„Ich werde Dich jetzt fesseln. Aber nicht so wie sonst, sondern hiermit“, raunt er und zeigt mir eine Packung Frischhaltefolie, die nicht weit weg gelegen haben kann, mir bisher aber völlig entgangen ist. „Du wirst Dich keinen Zentimeter mehr bewegen können.“ Die Muskeln tief in meinem Unterleib ziehen sich völlig unkontrolliert und auf das Köstlichste zusammen. Wenn er so weiter redet werde ich einen Höhepunkt haben, bevor auch nur irgendetwas passiert ist! Oh, Himmel... „Dann werde ich Dir die Maske aufsetzen...“ Gleich fange ich an zu hyperventilieren. „Anschließend werde ich den Knebel anbringen und ihn so weit aufpumpen, dass Dein Mund komplett ausgefüllt ist. Schau!“ Er nimmt mir besagtes Teil aus der Hand und demonstriert, was er gerade beschrieben hat. Heilige Scheiße! Ich bin so erregt, dass ich spüren kann, wie die Feuchtigkeit aus mir heraus tropft. Das Kissen, auf dem ich knie, wird wohl einen neuen Bezug brauchen... Aber jetzt kommt auch die Angst wieder ein bisschen durch. Der vorhin noch wabbelige Latex-Dildo wird zu einem ziemlich großen Ballon! Wie soll ich das denn schaffen? Allein der Gedanke daran, dass es mich würgen könnte und er es nicht schnell genug merkt und mich befreien kann... Oh, Gott...
Pffffffffffffft... Mit einer kleinen Drehbewegung an dem silbernen Rädchen des Ventils hat Johannes die Luft aus dem Knebel in einer Sekunde komplett entweichen lassen und aus dem prallen Ballon ist wieder das schlaffe, penisähnliche Ding geworden. „Du brauchst keine Angst zu haben“, versichert mir mein Herr und ich vertraue ihm.
„Noch was, meine Kleine“, sagt er leise, mit samtiger Stimme, dicht neben meinem Ohr, „Es wird mir ein Vergnügen sein...“
Nachdem ich mich mühevoll wieder aus meiner knienden Position erhoben und die Blutzirkulation in meinen Beinen wieder in Gang gebracht habe, finde ich mich kurz darauf neben dem Bett wieder.
„Steh ganz gerade und lege die Arme fest an die Seiten, die Handflächen gegen die Oberschenkel gepresst“, ordnet Jo freundlich aber bestimmt an.
Langsam, genüsslich, voll konzentriert und mit aller Sorgfalt beginnt er nun, mich mit der Folie zu umhüllen. Ausgehend von den Oberarmen über das Dekolletee führt er die Rolle mit dem dünnen Kunststoff wieder und wieder straff um mich herum. Bald sind meine Arme unverrückbar fixiert und meine obere Körperhälfte ist versteift, fast als ob ich endlich das Korsett tragen würde, von dem ich schon so lange träume. Wahnsinn. Dieses Material war zwar noch nie Bestandteil meiner Fantasien, aber das Gefühl ist unbeschreiblich schön! Das Kribbeln zwischen meinen Beinen, welches im Beisein meines Herrn, ja sogar schon beim Gedanken an ihn, sowieso allgegenwärtig ist, erstarkt nun, begleitet von nicht zu leugnender Feuchtigkeit, zu massiver Unruhe. Ich bin derartig nass, dass ich den süßlich-schweren Duft meiner Erregung deutlich wahrnehmen kann.
Himmelherrgottnochmal, wie können ein paar Lagen durchsichtiges Plastik bewirken, dass plötzlich ein ganzes Zimmer nach Sex riecht?
Jetzt nimmt Johannes die Maske zur Hand.
„Bereit?“
Keine Ahnung. Kann man für so was denn je bereit sein? Passt die Mischung aus Vorfreude, Angst und Scham in dieses eine, kleine Wort?
„Ja, mein Herr“, gelingt es mir nach einen Räuspern leise zu erwidern.
Wie schon vorherzusehen war, gestaltet sich das Überziehen der Konstruktion aus Leder und Stoff nicht unbedingt einfach. Es dauert ein kleines Weilchen, bis Jo alles an der richtigen Stelle verstaut hat. Es kratzt und ziept ein paar Mal und ich grinse in mich hinein, weil er sich ein bisschen tapsig anstellt. Typisch Mann eben. Und mal ehrlich – wie hätte er es denn vorher probieren oder üben sollen? Einen Frisör-Kopf hat er nicht daheim rum stehen und seinen eigenen Dickschädel bekäme er in das Teil keinesfalls rein. Es fühlt sich nämlich an, als ob mein Kopf, der bestimmt ein bisschen weniger Umfang hat als seiner, dafür schon grenzwertig groß wäre. Vielleicht ist das aber auch nur Einbildung... Eine gewisse Beengtheit ist ja schließlich beabsichtigt...
Obwohl ,bequem’ sicher was anders ist, hatte ich mir das insgesamt schlimmer vorgestellt. Okay, die Ausbuchtung in der Gesichtsmitte ist wohl eher für stupsnasige Models gedacht und der Kinnbereich des festen Lederteils ist so kurz, dass ich mir vorkomme wie König Drosselbart, aber ansonsten...
„Du dumme Gans! Wer hat denn behauptet, dass Du es darunter bequem haben sollst!?“, motzt mich die kleine Sub auf meiner linken Schulter an, während sie interessiert das Gebilde, das meinen Kopf umgibt, inspiziert.
Und die Mini-Spätachtundsechzigerin auf der anderen Seite? Die hat schon vor einer ganzen Weile die Segel gestrichen und macht schmollend einen auf non-violant-resistance. Sich strickend an das Tor zu meiner Vernunft zu ketten ist schließlich auch eine Art von Widerstand...
Unterdessen war mein Herr kurz im Bad. Die Frage nach dem Warum beantwortet sich im nächsten Moment von selbst.
„Mund auf!“, befiehlt er. Oh, diese Stimme! Dunkel und ziemlich genau in dem Maß rau, wie ich feucht bin.
Er schiebt mir den Knebel in den Mund, der nun nicht mehr nur schlabberig, sondern auch nass ist, und befestigt ihn mittels der Druckknöpfe links und rechts meiner Mundwinkel.
Uäh! Das ist ja noch ekliger als Porree-Gemüse! Der Würgereiz macht sich deutlich bemerkbar und ich kämpfe ihn mit aller Macht nieder.
„Ganz ruhig, Subbie... Entspann Dich... Atme durch die Nase... Ruhig...“
Sobald ich die Hände meines Herrn auf meinen Schultern spüre, lässt die Anspannung etwas nach. Seine Stimme und seine Nähe legen sich wie Balsam um meine Synapsen.
Jo wartet, bis ich mich wieder gesammelt habe, dann beginnt er langsam und vorsichtig, den Knebel aufzupumpen. Zuerst wird es angenehmer, weil das Teil nicht mehr so schwabbelig auf meiner Zunge liegt, sondern nun tatsächlich die ungefähren Ausmaße eines männlichen Genitals annimmt. Es bietet den Zähnen ein bisschen Widerstand, schmeckt nicht allzu eklig und verhindert effektiv das Sprechen.
Das ist schön... Entspannend.
Dann pumpt Jo noch ein bisschen mehr. Jetzt wird es schon schwieriger. Noch ein bisschen mehr... Argh... Ich würge und alles was ich von mir geben kann, ist eine Art Jaulen. Jo lässt wieder ein bisschen Luft ab, gibt mir einen Moment, mich wieder zu beruhigen und pumpt dann wieder ein kleines bisschen auf. So geht das Spielchen ein kleines Weilchen, bis ich mich an den Umfang des Knebels gewöhnt habe und wir ein Maß gefunden haben, mit dem ich gerade noch so klar komme. Wie ein Penis fühlt sich das aber gar nicht mehr an. Mein Kiefer ist nun weit aufgesperrt und meine Mundhöhle komplett von dem nun sehr prallen Ballon ausgefüllt. Solange ich nicht versuche, meine Zunge zu bewegen, ist alles in Ordnung.
Wahnsinn! Was für ein absolut unbeschreibliches Gefühl. Ich, die ich schon bei Zahnarzt fast vom Stuhl springe, wenn irgendeines der Utensilien zu weit nach hinten in den Rachenraum gerät, stehe hier komplett wehrlos mit einem riesigen Knebel in meinem Mund. Atmen kann ich nur noch durch die Nase und ich höre das Blut in meinen Ohren rauschen. Ohne dass ich auch nur die geringste Kontrolle darüber hätte, scheinen sämtliche Muskeln in meinem Unterleib in Aufruhr zu sein.
Noch nie in meinem Leben war ich so total erregt!
Nein. Das trifft es nicht.
Erregt trifft es nicht.
Ich bin geil.
Völlig hemmungslos und hirnlos geil.
Po, Beckenboden, Oberschenkel – alles zuckt voller Verlangen. Ich bin völlig verloren in meiner Lust.
Dann sind seine Hände wieder auf meinen Schultern.
Langsam dirigiert er mich ein Stück seitwärts. Obwohl ich durch die Gittereinsätze im Augenbereich etwas sehen könnte, steht mir der Sinn nicht nach Visuellem. Ich lasse die Augen geschlossen, wie schon die ganze Zeit, seit ich die Maske trage, und überlasse mich der Führung meines Herrn. Es ist mir völlig egal, wo ich mich gerade befinde. Alles was zählt, sind das Kribbeln und die Feuchtigkeit in meiner Mitte.
„Spreiz die Beine so weit, wie es noch geht“, ordnet Johannes an. Hmm... Aber gern doch! Nichts lieber als das... Ich bleibe auch bis morgen früh so stehen, wenn Du mich nur endlich DORT berührst...
Woah... Au!
Noch bevor ich überhaupt realisiert habe, dass sich etwas am Eingang meines Heiligtums befand, hat Jo mir etwas bis zum Anschlag hineingerammt, das ich bisher mit Sicherheit noch nie in mir hatte. Meine Güte – was ist das? Das Teil ist riesig! Sowohl in der Tiefe als auch in der Breite fühle ich mich zum Bersten ausgefüllt.
Wieder spüre ich Johannes' warmen Atem direkt neben meinem Ohr. „Na, meine Kleine, was glaubst Du, was in der zweiten Tüte war?“ Okay, die Frage wäre nun auch geklärt. „Wie gefällt Dir unser neues Spielzeug?“ Diese Frage lässt sich allerdings nicht ganz so leicht beantworten. Nach einem schnellen geistigen Innenraum-Check mit dem Ergebnis, dass meine Muskeln den Eindringling äußerst interessant zu finden scheinen, entscheide ich mich mangels Artikulationsmöglichkeiten für ein sanftes Brummen und ein leichtes Anstupsen mit meinem Kopf. Jo lacht. „Das dachte ich mir.“
Mit einem Klaps auf meine Oberschenkel bedeutet er mir, die Beine wieder zu schließen. „Ganz eng zusammen, auch die Füße“, korrigiert er.
Als ich endlich zu seiner Zufriedenheit stehe, beginnt er, auch den Rest meines Körpers aromasicher zu verpacken. Lage um Lage windet er die Folie so fest um meine Hüfte, den Po, die Oberschenkel und schließlich auch um meine Waden, so dass ich fast das Gleichgewicht verliere. Das Einzige, was jetzt noch frei ist, sind meine Füße.
„Subbie, mach die Augen auf!“
Was? Woher weiß er denn, dass sie zu sind?
„Ich kenne Dich, meine Kleine“, sagt er leise und ruhig, aber unmissverständlich fordernd. „Mach sie auf!“
Warum?
Getrieben von dieser unerklärlichen Macht, die er über mich hat, folge ich seinem Befehl und spähe blinzelnd durch das engmaschige Gitter.
Ich stehe vor einem deckenhohen Spiegel.
OH MEIN GOTT!
Hilfe!
Nein!
ICH SEHE AUS WIE EINE PRESSWURST MIT FLIEGENKOPF! Inklusive Rüssel!
Die Folie presst meine überflüssigen Pfunde auf das Unvorteilhafteste zusammen und mein Kopf sieht absolut extraterrestrisch aus. Der Schlauch mit der Pumpe für den Knebel hängt vor meinem Körper herunter.
Es sieht ABSOLUT NICHT so aus, wie es sich anfühlt!
Oh Gott, bitte Jo, schau mich nicht an! Das ist ja grauenhaft!
Er dirigiert mich rückwärts gegen das Bett und stützt mich so gut er kann, als ich - fast unbeweglich - nichts anderes tun kann, als mich gerade nach hinten fallen zu lassen. Dann werden auch noch meine Füße mit Folie umwickelt. Anschließend zieht mein Herr mich noch ein Stück weiter auf die Matratze, so dass meine Beine nicht mehr so in der Luft hängen. Erleichtert, mich nicht mehr selbst sehen zu müssen und endlich liegen zu dürfen, versuche ich durchzuatmen
– nur um feststellen zu müssen, dass ich nunmehr nicht nur aromasicher, sondern auch so gut wie luftdicht verpackt bin.
Panik steigt in mir auf.
Durch die veränderte Position haben sich auch die Maske und der Knebel ein kleines bisschen verschoben. Die Luftlöcher für die Nase sind nicht mehr so ganz dort, wo sie hin gehören und der Ballon in meinem Mund stößt hinten im Rachen an. Wenn ich versuche zu schlucken oder die Zunge nur ein bisschen bewege, setzt der Würgereflex ein. Damit käme ich ja theoretisch klar
– aber nicht, wenn ich weine.
Der Anblick dieses abartig hässlichen Wesens im Spiegel hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Ich schäme mich und fühle mich zutiefst gedemütigt. Die Tränen steigen mir in die Augen und ich kämpfe mit aller Macht gegen die Heulerei an, weil eine verstopfte Nase das Allerletzte ist, was ich gerade gebrauchen kann. Johannes legt sich neben mich und streichelt meinen Kopf in der Maske. Damit bricht der Damm erst recht und es dauert eine ganze Weile, bis das Schniefen und Zittern nach lässt.
Der erste klare Gedanke, den ich wieder fassen kann, ist, dass ich meinen Tabus ein weiteres hinzu fügen muss: Nicht nur keine Fotos, sondern auch keine Spiegel. Nie wieder!
Und der zweite Gedanke: Wie soll ich jetzt mein safeword nutzen? Wir haben kein anderes Zeichen ausgemacht!? Schon wieder will sich die Panik Bahn brechen, aber ich wehre mich.
Mein Herr ist bei mir.
Er wird mich nicht allein lassen.
Er passt auf mich auf.
Dieses Mantra sage ich im Geist immer wieder vor mich hin.
Mir wird nichts passieren.
Ich bekomme Luft.
Ruhig atmen.
Noch immer streichelt er mich ganz sacht.
Zeit und Raum verlieren allmählich an Bedeutung.
Und im selben Maß, in welchem ich trotz des peinigenden Knebels beginne, mich wieder zu entspannen, dringt die Tatsache, dass ich völlig wehrlos gefesselt bin, wieder erregend in mein Bewusstsein. Ich bin komplett ausgeliefert. Habe absolut keine Chance, mich gegen irgendetwas zu wehren oder mich bemerkbar zu machen. Geschweige denn mich selbst zu befreien.
Tja, mein Herr, das ist wohl das Ende von Houdini-Subbie.
Allmählich kehrt die Erregung, die mit dem Blick in den Spiegel auf einen Schlag verschwunden war, wieder zurück.
Das scheint auch Jo nicht entgangen zu sein, denn mit einem Mal setzt zwischen meinen Beinen ein Summen ein. Heilige Scheiße! Was er mir da vorhin fast bis in die Gebärmutter gerammt hat, war ein monstermäßiger Vibrator! Das ist sowas von fies! Und als ob das nicht genug wäre, schneidet er jetzt auch noch die Folie über meinen Nippeln auf und beginnt, sie mit zunehmender Intensität zwischen seinen Fingern zu rollen. Heilige Mutter Gottes! Es dauert nicht lange und meine Erregung ist wieder auf dem Level von vorhin. Doch die Fesselung lässt mir absolut keine Chance, mir Erleichterung zu verschaffen. Völlig unmöglich, meine Klitoris irgendwie in die Nähe des unerbittlich brummenden Gerätes zu bringen. Und Jo weiß ganz genau, welche Wirkung seine Finger an meinen Nippeln haben. Oft genug hat er es ausgetestet.
Ich atme schwer, kann die Maske und den Knebel kaum noch ertragen. Unter der Folie sammelt sich der Schweiß meiner Bemühungen. Es ist eng, es ist heiß. Und es ist geil.
Unerträglich – und unerträglich geil.
Vor meinen Augen beginnen blaue Sterne zu tanzen.
Oh Gott, Jo!
Plötzlich sind seine Hände weg. Und eine Sekunde später wird es eiskalt.
Geschickt hat er die Folie der Länge nach aufgeschnitten und lässt nun die Luft aus dem Knebel. Im Gegensatz zum Einpacken geht das Befreien ganz schnell. Mit wenigen Handgriffen hat er das Latex-Teil aus meinem Mund und anschließend die Maske entfernt. Die Folie zieht er unter mir weg.
Völlig nass geschwitzt und vor Kälte hemmungslos zitternd liege ich allein auf dem Bett.
Aber nicht lange.
Einen Augenblick später ist Johannes wieder da.
Mit einem Ruck zieht er den Vibrator aus mir heraus, greift unter mich, dreht mich um neunzig Grad, so dass ich richtig herum auf dem Bett liege und dringt ohne Ankündigung in mich ein.
Und das ist genau das, was wir beide jetzt brauchen.
Er ist nicht zärtlich. Eher hat es was von einer entfesselten Urgewalt. Mit mächtigen, tiefen Stößen nimmt er mich. Und ich hebe die Beine und komme ihm entgegen so gut ich kann. Jetzt ist mir nicht mehr kalt. Während ich mich an ihm festklammere, hat er nach dem Kopfende des Bettes gegriffen. Hart hämmert er mich gegen das Holz.
Mein Gott... So habe ich ihn noch nie erlebt!
In meinem Inneren wird irgendein Schalter umgelegt.
Ich habe keine Ahnung, was passiert ist. Oder wie. Ich weiß nur, dass ich ihn trösten muss. Ihn beschützen.
Ich halte ihn so fest ich kann.
Meine Erregung ist weg. An ihre Stelle ist Besorgnis getreten.
Es fühlt sich fast so an, als ob meine Vagina ein Zufluchtsort wäre.
Als er sich stöhnend ergießt, halte ich ihn noch einen Moment, dann beginne ich ihn sanft zu streicheln.
„Hallo Subbie“, sagt er schließlich.
Lange liegen wir wortlos eng aneinander gekuschelt. Ich habe den Eindruck, dass er zwar körperlich bei mir, mit den Gedanken aber ganz weit weg ist.
Nach einer Weile entringt sich seiner Brust ein Schluchzen.
Ich gebe vor nicht zu merken, dass er weint und kann gleichzeitig endlich den Tränen freien Lauf lassen, die sich schon die ganze Zeit in mir angestaut haben.
Irgendwann finde ich den Mut zu fragen „Was ist los?“
Und er erzählt mir endlich von Daniela.
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