(in Anlehnung an: Johann Wolfgang von Goethe,
Osterspaziergang, Faust, die Tragödie erster Teil )
Vom Eise befreit ist meine Seele
durch meines Herren strengen, gebietenden Blick,
allmählich kehrt die Hoffnung zurück;
die Schwermut, in ihrer Schwäche,
zieht sich in eine dunkle Ecke zurück.
Von dort her sendet sie, fliehend, nur
ohnmächtige Szenen in dunklen Gedanken
an einsamen Tagen ohne die heilende Kur.
Aber mein Gebieter duldet keinen Trübsinn,
in uns beiden regt sich Bildung und Streben,
er will sich und mich beleben;
doch an Mut und Entschlossenheit fehlt es ihm und mir,
wir nehmen Geduld und Toleranz dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Auf die Trübsal zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringen Zuversicht und Glaube hervor.
Wir nehmen sie an und nähren ihn gern
und feiern die Erstehung von Sklavin und Herrn.
Denn wir sind wahrlich neu entstanden:
Aus vergangener Liebe unentrinnbaren Banden,
aus Verleugnung und Offenbarungsangst,
aus dem Druck von Gesellschaft und Familie,
aus der Konformität quetschender Enge,
aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
sind wir endlich ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Bestimmung
immer mehr in den Alltag bewegt,
wie das heiß geliebte Seil
sich in Tat und Gedanken fest um meine Knöchel legt,
und, in jeder Minute meines Daseins,
bet’ ich meinen Herren an.
Selbst nach Stunden auf den Knien
ist er für mich kein andrer Mann.
Ich höre der Ketten sanftes Klirren,
sie besänftigen meines Geistes Wirren,
gebunden auf dem Boden bin ich groß – nicht klein:
Hier bin ich Sklavin, hier darf ich’s sein!
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